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1502 gestiftete Universität Wittenberg, wo er bald vorwiegend 
theologische Vorlesungen hielt. Ein Aufenthalt in Rom 1511 
(nicht 1510) lehrte ihn das Unwesen am päpstlichen Hofe kennen, 
machte ihn aber nicht zu einem Feinde des Papsttums an sich. 1512 
ward er nach seiner Rückkehr Dr. der heiligen Schrift und wirkte 
als Schlofsprediger auch von der Kanzel mit gesegnetem Erfolg. 
Anlafs zu öffentlichem Hervortreten bot erst der Ablafshandel. 
Als der Ablafskrämer Johann Tetzel, Bevollmächtigter 
des Erzbischofs Albrecht von Mainz, in der Gegend von Witten¬ 
berg sein Wesen trieb und Luther seine Beichtkinder durch 
den Ablafs sich entfremdet sah, schlug er am 31. Okt. 1517 an die 
dortige Schlofskirche 95 Thesen an, in denen er sich gegen den 
Mifsbrauch des Ablasses erklärte und Bufse und Glauben als die 
einzigen Bedingungen der Sündenvergebung hinstellte. Reifsend 
verbreiteten sich dieselben durch ganz Deutschland und fanden 
eben so viele Freunde wie heftige Feinde. Deren Entgegnungen 
aber führten Luther zu weiteren Forschungen auf Grund der hei¬ 
ligen Schrift, bei welchen, wie bei dem ganzen Reformationswerk, 
er an Philipp Melanchthon*) den trefflichsten Gehilfen fand. 
Luther wurde durch Papst Leo X. den Medicäer zur Verant¬ 
wortung nach Rom geladen, doch vermittelte sein Landesherr 
Friedrich der Weise ein Verhör durch den Kardinallegaten 
Thomas de Vio (von GaSta, daher Cajetanus) zu Augsburg, 
das aber zu keiner Verständigung führte (Okt. 1518). Luther 
verliefs heimlich Augsburg und schrieb die Appellation A Papa 
male informato ad Papam melius informandum. Da der Kurfürst 
Luthers Auslieferung verweigerte, so trat der päpstliche Käm¬ 
merer Karl von Miltitz zu Altenburg mit Luther in Unter¬ 
handlung (Jan. 1519) und vermochte diesen nicht nur, einen ehr¬ 
erbietigen Brief an den Papst zu schreiben, sondern auch das 
Versprechen abzugeben, er wolle fortan schweigen, wenn aiich 
die Gegner schwiegen. Als aber Dr. Eck aus Ingolstadt Luthers 
Sache in der Person seines Freundes Karlstadt angriff, fühlte 
sich Luther verpflichtet, diesem beizustehen. 
Die Disputation zu Leipzig (beendet 15. Juli 1519), 
durch die Luther sich gedrängt sah, die Autorität des Papstes 
und der Konzilien anzufechten, führte ihn zu kirchengeschicht¬ 
lichen Studien und klarerer Ausbildung seiner Anschauungen. Als 
Eck triumphierend mit einer Bannbulle gegen ihn aus Rom 
zurückkehrte, wandte er sich in den drei reformatorischen 
Hauptschriften: 'An den christlichen Adel deutscher Nation 
*) Geb. 1497 zu Bretten in der Rheinpfalz, verwandt mit Reuchlin, 
1514 Lehrer an der Universität Tübingen, 1518 als Professor der grie¬ 
chischen Sprache nach Wittenberg berufen.
	        
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