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Traun heranzog, mußte er das Land wieder verlassen. Unterdessen eroberte
ein bayrisch-französisches Heer Bayern und der Kaiser kehrte nach München
1745 zurück; ‚doch starb er schon nach drei Monaten, im J. 1745. Sein Sohn
schloß mit Maria Theresia den Frieden von Füßen, einem bayrischen
Städtchen an der Grenze Tirols, Er erkannte die Pragmatische Sanktion
an, versprach, seine Stimme bei der bevorstehenden Kaiserwahl dem Gemahl
Maria 'Theresias zu geben, und erhielt dafür scin Kurfürstentum zurück.
Darauf wählten die Kurfürsten Franz von Lothringen zum Kaiser und
dieser regierte als Franz I. von 1745 bis 1765. Unterdessen nahm der
zweite Schlesische Krieg seinen Fortgang; als aber alle Versuche der öster-
reichischen Feldherren, Schlesien zu erobern, scheiterten, schloß die Kaiserin
mit Friedrich II im J. 1745 den Frieden zu Dresden. Schlesien blieb
im Besitze des Königs von Preußen.
Mit Frankreich und Spanien dauerten die Kämpfe noch fort, bis endlich
im J. 1748 der Friede von Aachen dem Österreichischen Erbfolgekriege
ein Ende machte. Maria Theresia trat die kleinen italienischen Herzogtümoer
Parma und Piacenza an einen spanischen Prinzen ab.
2. Der Siebenjährige Krieg (1756—1763).
a) Verbesserungen des Heerwesens. Kaunitz.
Österreich war aus dem furchtbaren Kampfe gegen fünf Feinde mit
verhältnismäßig geringen Verlusten: hervorgegangen. Maria Theresia gab
aber nicht die Hoffnung auf, auch Schlesien wiederzugewinnen. Um dieses
Ziel zu erreichen, verbesserte sie vor allem das Heerwesen. Sie gründete
zur Heranbildung tüchtiger Offiziere die noch bestehende Militärakademie
in Wr.-Neustadt, wobei sie sich des Rates des Grafen Daun (Fig. 16) bediente.
Graf Leopold von Daun war der Sohn jenes Generals Daun, der im
Spanischen Erbfolgekriege Neapel erobert hatte. Er war ein wissenschaftlich
gebildeter und kriegserfahrener Mann. Man nannte ihn den österreichischen
Fabius Cunetator, weil er seine Armee schonte, schr bedächtig vorging und
nie einen Schlag tat, wenn er nicht des Erfolges sicher war, Im entscheidenden
Augenblicke zeigte er sich voll Tatkraft und im hitzigsten Gefechte von
seltener Kaltblütigkeit. Die Artillerie wurde durch den Fürsten Josef Wenzel
Liechtenstein verbessert.
In den Beziehungen zu den andern Mächten trat ein großer Umschwung
ein, dessen Urheber Graf Kaunitz war. Graf, später Fürst Wenzel Anton
Kaunitz stammte aus einem alten, angesehenen Geschlechte Mährens
and wurde im J. 1711 geboren (Fig. 17). Als Gesandter in Paris bahnte er
cin Bündnis Österreichs mit Frankreich an. Im J. 1753 erhob ihn Maria
Theresia zum Staatskanzler und von da an leitete er durch fast vierzig Jahre