Full text: Übersichten zur preussisch-deutschen Geschichte

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VI. Finanzen. 
1) Zerrüttung infolge der Verschwendung Friedrich 
Wilhelms II. 
2) Ungleiche direkte Besteuerung (die Hauptlast liegt 
auf den Städten, während der Adel fast steuerfrei ist). 
VII. Äufsere Politik. Unheilvolle Neutralität. Die Friedens¬ 
liebe Friedrich Wilhelms III, der Freund und Vermittler 
Rufslands sowohl als Frankreichs sein will, geht bis an 
die äufsersten Grenzen.*) 
VIII. Sittliche und geistige Zustände. In der Hauptstadt 
herrscht sittliche Leichtfertigkeit und Genufssucht (bis 
1797 auch am Hofe), daneben aber entfaltet sich ein 
reiches geistiges Leben. 
B. Äufsere Veranlassung. Preufsen wird zum Kriege gedrängt2) 
durch Napoleons geringschätzige Behandlung. 
I. Er läfst Bernadotte durch Ansbach ziehen. 
II. Er wirkt dem norddeutschen Bunde3) im geheimen 
bei Hessen und Sachsen entgegen, während er Friedrich 
Wilhelm III die norddeutsche Kaiserkrone anbieten läfst. 
III. Er vereint widerrechtlich die hlevischen „Dependenzen“ 
mit Berg. 
IV. Er verspricht England das Preufsen aufgedrungene Han¬ 
no ve r. 
§ 112. Art und W eise und Verlauf. „Nur die durchschlagende 
Beweiskraft des Krieges konnte dem verblendeten Geschlechte 
den inneren Verfall jener fridericianischen Formen zeigen, 
welche durch den Zauber alten Ruhmes jede Thatkraft lähmten.“ 
1806-1807 A. Militärische Katastrophen4) 1806 und 1807. 
!) Er erteilte 1805 mündlich dem Grafen Haugwitz die Instruktion, auf 
alle Fälle den Frieden zwischen Preufsen und Frankreich zu sichern! So erklärt 
sich auch, weshalb Haugwitz stets mit- Auszeichnung behandelt ward. Dessen so 
vielfach geschmähtes Verfahren erscheint bis zu einem gewissen Grade gerecht¬ 
fertigt. 
2) „Die Behauptung, dafs Napoleon den Ausbruch des Krieges zwischen 
Frankreich und Preufsen gerade im Herbst 1806 gewollt und herbeigeführt habe, 
würde um einen wenn auch kleinen Schritt über die Linie der Wahrheit hinaus¬ 
gehen. Er hatte diesen Krieg in Aussicht genommen, er war darauf vorbereitet 
und fand ihn zur gelegensten Stunde.“ Duncker. 
3) Schon 1800 war der Plan zu einem solchen von Dohm entworfen. 
4) „Es ist eine völlig unbegründete Sage, dafs der König schwankend und 
zögernd dem Ausbruche des Krieges entgegengegangen sei. Die Sage ist ent¬ 
standen aus dem Täuschungssystem, welches Haugwitz Frankreich gegenüber zu 
befolgen für notwendig hielt.“ So einst Duncker. Dagegen w;eist Lehmann 
nach, dafs der König den Entschlufs zum Kriege viel weniger aus Überzeugung als 
aus Schwäche, weniger aus Berechnung als aus Verzweiflung fafste. Übrigens hat 
Haugwitz die auf die Vorgeschichte des Krieges bezüglichen Akten verbrannt.
	        
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