Full text: Grundzüge der neueren Geschichte (Teil 3)

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Die Schlacht bei Aussig (1426). 
seinen bestellten Musterungsplatz zu Bobritzsch. Als man nun aus Frei¬ 
berg auszog, ist Frau Katharina, die Kurfürstin zu Sachsen, Herzog 
Friedrichs Gemahlin, in Abwesenheit ihres Herrn, der zu dem Kaiser nach 
Ungarn verreist war, sogleich zu Freiberg gewesen und hat von ihres 
Herrenwegen mit den Obersten allerlei Gespräch und Unterredung, wie 
diese hohen Sachen verständig anzugreifen seien, abgehalten, ist auch beim 
Auszug mit ins Feld vor die Stadt gefahren und hat etliche Herren aus 
dem Heere an einen Ort zu sich beschieden. Diese ermahnte sie als eine 
verständige und beherzte Landesmutter von wegen ihres Herrn. Daraus 
hat sie dieselben unserm Herrn Gott besohlen und ist mit weinenden 
Augen wieder nach Freiberg gefahren. 
Der ganze Haufe aber ist nach dem Böhmischen Walde gezogen in 
der Absicht, Aussig zu entsetzen, Saaz und Saun zu gewinnen. Und als 
sie den ganzen Tag gereist und müde geworden und sich also nieder¬ 
gelassen hatten, haben die Huffiten rings um sie herum ihre Wagenburg 
geschlagen. Da dieses die Unseren gewahr wurden, haben sie die Wagen¬ 
burg zerbrechen wollen, sind mit einem Sturm dawider angelaufen, aber 
vergebens, und ist es gleichwohl darüber zur Schlacht gekommen; denn 
die Hussiten sind allenthalben ans die Unfern hereingedrungen, daß sie sich 
haben wehren müssen; dann ist die Schlacht heftiger geworden, und über 
dem Getümmel hat sich ein großer Staub erhoben; dazu es denn auch 
ein hitziger Tag gewesen ist, und haben endlich die Hussiten, wie sehr sich 
auch die Unseren wehrten, den Sieg und die Oberhand behalten. Gleich¬ 
wohl haben sie dabei bei 3000 Mann der Ihren verloren, von den 
Unseren aber sind über 5000, etliche setzen 12 000, etliche 9000, auf 
der Walstatt geblieben. Die anderen flohen und kamen mit Not davon. 
Und haben die Hussiten eine gute Beute, bei 4000 geladene Wagen mit 
Proviant, erbeutet. In der Flucht und auf dem Abzüge sind viele Leute 
von den Hussiten zu Boden geschlagen worden und sind von den Meißner« 
wenig und dieselben dazu gar traurig wieder nach Hause gekommen. Die 
Stadt Aussig ist auch nach vollendeter Niederlage in der Hast erobert, 
geplündert und alles, was darinnen vorgefunden wurde, erbärmlich er¬ 
würget worden. 
Von dieser Niederlage entstand ein betrübtes Geschrei in Thüringen 
und Meißen, und war Schrecken und Angst allenthalben; da auch dies- 
mals die Hussiten in Abwesenheit des Landessürsten und in solcher Be¬ 
stürzung des gemeinen Volkes nach dem Hinsinken des rechten Kernes 
erfahrener und wohlgeübter Kriegsleute weiter gezogen waren, waren sie, 
diesmal unbehindert, dieser Lande alle mächtig geworden, sie zu plündern 
und zu verwüsten."
	        
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