Full text: Grundzüge der neueren Geschichte (Teil 3)

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bauen (1664/81) und förderte den überseeischen Verkehr durch 
Gründung von monopolisierten Handelsgesellschaften unter 
Teilnahme des Staates; doch erhielten sich von diesen längere 
Zeit nur die ostiudische (gegründet 1664), welche die Kolonisation 
Madagaskars versuchte und Pondichery gründete, und die West- 
indische, die den Alleinhandel mit dem französischen Amerika 
führte. Hier erwarben die Franzosen in den Antillen die West¬ 
hälfte von Hayti wie einige der kleineren Inseln, und führten 
in Canada (Nouvelle France) die Kolonisation unter monarchisch- 
katholischer Leitung weiter, die zwar ihre Entwicklung verzögerte, 
aber die Grundlage für ihr Vordringen in das Mississippigebiet 
(seit 1682 Louisiana, Neu-Orleans 1717) und die Bekehrung 
der Indianer wurde. Dem Binnenhandel kamen nur die Militär- 
straßeu und die Aufhebung der provinziellen Getreidezölle in 
Nordfrankreich zu gute. — Für eine verbesserte Rechtspflege sorgte 
der Codex Ludovicianus (Strafprozeßordnung). 
5. Im Kriegswesen war die Flotte 1681 mit 96 Linien- 
(Schlacht-)schiffen und 42 Fregatten die erste der Welt, im 
wesentlichen Colberts Schöpfung. Dem Landheere gab Lon- 
vois die streng monarchische Organisation, indem er die Er¬ 
nennung aller Offiziere, nicht nur'der Regimentsobersten, dem 
König vorbehielt, die nationale Grundlage durch Ergänzung 
vorwiegend aus Inländern, daher auch eine bis dahin nirgends 
erreichte Stärke (1687 375 000 Mann), die seitdem allgemein 
übliche Stufenfolge der Chargen, deren höchste die des Marschalls 
wurde, und die neue Bewaffnung, indem er beim Fußvolk das 
Bajonettgewehr einführte, bei der Reiterei die alte Panzerung 
beseitigte und die Feldartillerie vermehrte. Der Begründer einer 
neuen Befestigung^- und Belagerungskunst nach niederländischem 
Vorbilde wurde der große Vaubau. 
6 Auch für Kunst, Sitteratur und Wissenschaft wurde 
des Königs Gunst und der Geschmack des Hoses maßgebend. 
Er schuf diesen Bestrebungen einen leitenden Mittelpunkt in der 
Academie frant^aise, die er aus einer privaten Stiftung 
Richelieus in eine Staatsanstalt umwandelte, daher in den Louvre 
aufnahm und durch die Academie des inscriptions et belles- 
lettres 1663, Academie des arts 1664 und Academie des 
sciences 1666 ergänzte. Der Kunst stellte er große Ausgaben 
in seinen Schloßbauten und in der Umgestaltung des entfestigten 
Paris. So wirkten in der Architektur Hardouin Mansard, 
während Le Nötre ihre Gesetze auf die Gartenkunst übertrug,
	        
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