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5. Der Vetter, o, schau, was der Vetter tut! 
Er kommt auf Besuch mit der Base. 
Die Vögel, sie sitzen ihm auf dem Hut, 
der Base sogar auf der Nase. 
6. Die Bäumchen, der Brunnen, die Scheune am Hag, 
man schauet kein'n Pfahl und kein'n Stecken, 
den nicht die Vögel am lichtesten Tag 
mit weißen Nachthauben zudecken. 
7. O Kinder, die flatternden Vögelein, 
sie kommen vom Himmel hernieder 
und spreiten alljährlich die Flügelein 
und decken die Felder wieder. 
8. Und jeglicher Saathalm, klein und zart, 
und jegliches Würmlein der Wiese 
schläft unter den Flügeln vor Stürmen bewahrt. 
Wo gibt es noch Vöglein wie diese? 
Johannes Staub 
224. Frau Holle. 
1. 
/^ine Witwe hatte zwei Töchter, davon war die eine schön und 
fleißig, die andere häßlich und faul. Sie hatte aber die häßliche 
und faule viel lieber, und die andere mußte alle Arbeit tun und der 
Aschenputtel im Hause sein. Das arme Mädchen mußte sich täglich 
auf die große Straße bei einem Brunnen setzen und mußte so viel 
spinnen, daß ihm das Blut aus den Fingern sprang. Nun trug es sich 
zu, daß die Spule einmal ganz blutig war, da bückte es sich damit in 
den Brunnen und wollte sie abwaschen; sie sprang ihm aber aus der 
Hand und fiel hinab. Es weinte, lies zur Mutter und erzählte ihr das 
Unglück. Sie schalt es aber heftig und sprach: „Hast du die Spule 
hinunterfallen lassen, so hol sie auch wieder herauf." Da ging das 
Mädchen zu dem Brunnen zurück und wußte nicht, was es anfangen 
sollte, und in seiner Herzensangst sprang es in den Brunnen hinein, 
um die Spule zu holen. Es verlor die Besinnung, und als es erwachte 
und wieder zu sich selber kam, war es auf einer schönen Wiese, wo 
die Sonne schien und viel tausend Blumen standen. Auf dieser Wiese 
ging es fort und kam zu einem Backofen, der war voller Brot; 
das Brot aber rief: „Ach, zieh mich 'raus, zieh mich 'raus, sonst 
verbrenn' ich: ich bin schon längst ausgebacken!" Da trat es herzu 
und holte mit dem Brotschieber alles nacheinander heraus. Danach
	        
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