— 131 —
5. Nachdem der Kurfürst in den folgenden Friedensjahren
den Grund zur Neugestaltung seines Staates gelegt hatte (stehe
S. 132), griff er seit 1672 nachdrücklich in den Kampf gegen
Frankreich ein (f. S. 117), wurde aber durch den Einfall
der Schweden in den Marken Herbst 1674-abgerufen.
Des Beistandes seiner Bundesgenossen versichert, führte er im
Mai 1675 fem Heer in Eilmärschen von Franken nach Magde¬
burg, zersprengte das Centrum der schwedischen Aufstellung hinter
der Havel durch den Überfall von Rathenow 16. Juni (Derff-
linger) und schlug dann die nach der Grenze zurückweichenden ^
Schweden trotz ihrer Überlegenheit in der Schlacht von J^i
Fehrbellin 18. Juni 1675 aufs Haupt (Prinz Friedrich 1675
von Hesfen-Hombnrg), der erste selbständige Sieg des branden- vyf2
burgisch-preußischen Heeres. Dem folgte dieEroberungVor- r y
Pommerns (1675 Wolgast, 1677 Stettin, 1678 Rügen und
Stralsund), welche die gleichzeitigen Seesiege der verbündeten
Dänen erleichterten. Einen Einfall der Schweden in Ostpreußen
wies er in einem glänzenden Winterfeldzuge Januar 1679 zurück.
Doch von seinen Bundesgenossen im Stich gelassen und zwei
Großmächten allein gegenüber mußte er im Frieden von
St. Germain-en-Laye 29. Mai 1679 das eroberte Vor- 1679
Pommern herausgeben.
6. Die Folge war eine feindliche Spannung zwischen Branden-
bürg und Österreich, welche durch das Auftauchen der fchle-
fischen Frage (nach dem Tode des letzten Herzogs von Liegnitz,
Brieg und Wohlan 1675) noch verschärft wurde,*) und der
vorübergehende Anschluß des in Deutschland völlig isolierten
Brandenburg an Frankreich 1679. Doch die gewaltthä-
tigen Reunionen Ludwigs XIV. lockerten dies Verhältnis wieder,
die Aufnahme der flüchtigen Hugenotten 1685 löste es tatsäch¬
lich auf, und da Österreich, der Hilse des Kurfürsten für den
Türkenkrieg bedürftig, ihm gegen Verzicht auf feine schleichen
Ansprüche den Kreis Schwiebus abtrat (März 1686), so schloß
er sich wieder dem Kaiser an und trat auch dem Augsburger
Bündnis gegen Frankreich bei (s. S. 126).
*) 1537 hatten die Herzöge von Liegnitz-Brieg-Wohlan mit Bran¬
denburg eine Erbverbrüderung geschlossen, die aber ihr Oberlehnsherr, König
Ferdinand I. von Böhmen, nicht anerkannte, obwohl er vorher ihnen die
freie Verfügung über ihre Länder zugestanden hatte. Jägerndorf war 1523
von Brandenburg - Ansbach gekauft, 1603 an Kurbrandenburg vererbt und
1622 von Ferdinand IL konfisciert worden.
9*