Full text: Grundzüge der neueren Geschichte (Teil 3)

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Bildung des italienischen Einheitsstaats. Dem folgt nach der 
Überwältigung Dänemarks und Österreichs die Wiederherstellung 
des Deutschen Reichs unter Preußens Führung in dem glor- 
reichen Nationalkrieg gegen Frankreich. 
3. Mit diesen politischen Umgestaltungen verbinden sich 
eine großartige Entwicklung der Wissenschaften, die Verallge- 
meinerung der Volksbildung und eine ungeheure Umwälzung 
aller volkswirtschaftlichen Verhältnisse durch die großen Erfind- 
uugen: riesige Ausdehnung des Handels und der Kolonisation 
über alle Teile der Erde, beispiellose Steigerung der industriellen 
Leistungen, rasche Zunahme des Reichtums und Verbesserung 
in der Lage der Volksmassen. Andrerseits wird durch das alles 
auch der Gegensatz zwischen Arm und Reich geschärft, durch das 
Überwuchern materieller Interessen und materialistischer Denk- 
weise das Volksleben in seinem sittlich-religiösen Kerne bedroht, 
wogegen sich nun wieder das religiöse Bewußtsein kräftig erhebt. 
I. 
Die französische Revolution und das Kaisertum 
Napoleons I. 
1789-1815. 
1. Frankreich vor der Revolution. 
a) Die Gründe der Revolution. 
1. Die Gründe zur Revolution liegen in dem zunehmenden 
Gegensatz der politischen und sozialen Zustände zu den Bedürs- 
nissen des Volks und den Anschauungen der Gebildeten. 
2. Das sranzösische Königtum hatte unter Ludwig XV. 
(1715—74) den Übergang zur aufgeklärten Selbstherrschaft nicht 
gefunden. Die Regierung führte bis 1723 der geistvolle, aber 
frivole Regent Philipp von Orleans, bis 1726 der Herzog 
von Bourbon, seitdem der König selbst. Anfangs mit Recht höchst 
populär (der „Vielgeliebte"), gab er sich doch bald zügellosen 
Ausschweifungen hin und überließ den maßgebenden Einfluß 
auch auf die Staatsgeschäfte seinen Mätressen (Marqnise 
de Pompadour j 1764, Gräfin Dubarry), gegen die auch 
treffliche Männer, wie der Herzog von Choiseul (1758 — 70 
Minister), sich nicht aus die Dauer behaupten konnten. Die Re- 
gierung folgte deshalb lediglich persönlichen Neigungen und 
Launen (apres nous le deluge).
	        
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