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den einheimischen Fürsten und Besetzung der wichtigsten Punkte
Jan Koen der eigentliche Begründer des niederländisch-
indischen Kolonialreiches (Kern Java, Centrum Batavia
1619), dem später Ceylon und Malakka sich anfügten. Die Ver-
Bindung mit Europa sicherte die Besiedlung des Kaplandes 1651.
Anderseits eroberte die westindische Kompagnie, gestiftet
1621, seit 1624 den besten Teil Brasiliens (Mittelpunkt
Mauritsstad bei Clinda, die Gründung des Gouverneurs Johann
Moritz von Nassau), verlor es aber bald wieder infolge einer Em-
pörnng (1645—1654). Neben diesen durch Eroberungen erworbe-
nen Handels- und Pflanzungskolonien entstand als Ackerbaukolonie
Nen-Niederland (1612 Neu-Amsterdam an der Stelle des
späteren Neu-T)ork), doch reichten zu ihrer Entwicklung die
Menschenkräfte des kleinen Mutterlandes nicht aus. — Gleich¬
zeitig enthüllten die großen Entdeckungsfahrten in der
Südsee, die zunächst im Interesse des Handels unternommen wur-
den, 1616 Neu-Guinea, seit 1611 das Festland von Neu-Holland
(Australien, im Auftrage des Gouverneurs van Diemen zuerst
umfahren von Abel Tasman 1642, der dabei Neu-Seeland
entdeckte), 1616 das Kap Hoorn, umsegelt erst 1643. — Auch
den Verkehr auf den europäischen Meeren, insbesondere der
Ostsee, und die Hochseefischerei beherrschten die Holländer. Ihr
Handel, wesentlich Zwischenhandel, obwohl er auch für die
bedeutende einheimische Industrie arbeitete, beschäftigte 1634
gegen 35000 Schiffe und fand seinen Mittelpunkt in Amster-
dam, das an Stelle Antwerpens der größte Handelsplatz Nord-
Europas wurde (Bank 1609).
3. Die Wissenschast, deren erste Pflegstätte die Universi-
tat Lehden war, richtete sich, dem Bedürfnis entsprechend, wesentlich
auf praktische Ziele, bevorzugte daher die angewandte Naturwissen-
schast (ca. 1590 Erfindung des Fernrohrs, Snellius' Erdgrad-
Messung, Wasserbauten), das Natur- und Völkerrecht, das im Gegen-
satz zum überlieferten Recht allgemein giltige, vernunftgemäße Nor-
men aufzustellen suchte (Hugo Gro tius, f 1645), die Altertums¬
kunde (Justus Lipsius, Joseph Justus Scaliger, Daniel Heinsius)
und die calvinische Theologie (Arminius, Gomarns). — Die Dich¬
tung brachte zwar trotz großer Popularität kein Werk von klassi-
scher Bedeutung hervor (Jost van den Vondel, Jakob Cats), förderte
aber die Ausbildung des holländischen Dialekts zur Schriftsprache
und dadurch das Gefühl nationaler Selbständigkeit. — Die
Kunst leistete das Höchste in der Malerei und gelangte, indem