Dritter Zeitraum. — § 10- Die innere Lage um 133.
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popularis aurae) bei Männern wie Flaminius und Varro (s. § 10,
II. S 31 u. § 11, IV, A. S. 34). Eingreifen der Volksver¬
sammlung in die Besetzung militärischer Befehlshaberstellen
(Fabius Maximus und sein Reiteroberster Minucius).
Weitere Folge: Strassenkämpfe, Anwerbung von Rauf¬
banden durch ehrgeizige und selbstsüchtige Parteiführer, der
politische Meuchelmord! Bald entscheiden Mordbanden die
Schicksale Roms. Das Ende — die Säbelherrschaft (Militär¬
diktatur).
2) Der Senat, durch die Censoren gewählt, fast nur aus
adligen Mitgliedern bestehend; durch die Dauer des Amtes
auf Lebenszeit eine Versammlung berufsmässiger Staatsmänner
und der eigentliche Leiter des Staats. Einfluss auf die Volks¬
versammlung durch die oben 1) angegebenen Mittel und die
Auspizien (s. o. § 18, C), auf die Gerichte durch Zusammen¬
setzung der Gerichtshöfe aus Senatoren unter dem Vorsitz
von Prätoren, deren Zahl auf 6 steigt.
3) Die Beamten, wie der Senat, fast nur dem reichen
Adel entnommen. Notwendigkeit des Reichtums bei den
grossen Kosten einzelner Ämter, wie dem der Ädilen (s. o.
§ 4, II, C, 2 b. S. 17). Die prachtvolle Ausstattung der Spiele
zugleich ein Mittel der Bestechung! Panem et circenses s. o.
S. 48). Daher Streben nach Bereicherung durch das Staats¬
amt; diese möglich bei Übernahme einer Provinz. Folge:
Untreue in der Verwaltung, Bestechlichkeit, Erpressungen.
Die Diktatur wird abgeschafft; in Notfällen kann den
Konsuln ausserordentliche Vollmacht erteilt werden durch die
Formel: „videant consules ne quid detrimenti res publica
capiat.“
B. Die wirtschaftliche Lage. Noch nach dem 2. pu-
nischen Kriege werden Bauerngüter ausgeteilt. Bald jedoch
Aufsaugung dieser durch das Grosskapital, Anhäufung grosser
Besitzungen in einer Hand (Latifundien).
Statt der Höfe Rittergüter, statt der freien Bauern mit
Tagelöhnern Edelleute mit Hörigen.
Das Einströmen fremden Getreides und die Billigkeit der
Sklavenarbeit entwertet das auf italischem Boden erzeugte
Korn, daher hier vielfach Einrichtung weniger kostspieliger
Viehwirtschaft oder Anlage von Wein- und Ölpflanzungen
statt der Ackerwirtschaft. Massenhafte Beschäftigung unfreier
Arbeiter drückt den Wert freier Arbeit herab. Folge: Ver¬
armung der niederen Bürgerklassen, elendes Los der, Unfreien
(Sklavenaufstände!).