Full text: Bilder zur Kunstgeschichte der neueren Zeit ([Teil] 6, Bilderanh)

49. Daniel Chodomiecki, Der Künstler und seine Familie. Kupferstich. 
tDäfjrertb so die holländische Malerei ihre Krast aus dem mütterlichen Boden 
30g, konnte die französisch e ihre Blutsverwandtschaft mit der italienischen nicht 
verleugnen und blieb zumeist in ihrer Gefolgschaft. Reiner Klassizist wurde in Rom, 
das er kaum wieder verließ, der aus der Normandie gebürtige Nicolas Poussin 
in seinen arkadischen Hirtenszenen (20), an Reinheit der Form und Schönheit der 
Linie ein Vorläufer von David (S. 35), aber ohne dessen Pathos. Indem die Figuren 
schließlich zur Staffage herabsinken, wird aus dem heroischen Figurenbild die heroische 
Landschaft. Ganz in goldiges Licht taucht seine unter dem Einfluß der römischen 
Campagna frei komponierten Landschaften und Seestücke sein jüngerer Freund Claude 
Gelee, nach seiner Heimat genannt le Lorrain. — Als einer der führenden 
Meister des Rokoko ward gefeiert Antoine Watteau, der die leichte Grazie des 
höfischen Schäferspiels in entzückenden Farbentönen sesthielt. 21 zeigt ein Menuett 
tanzendes Paar irrt Kreise von Typen der damaligen französischen Komödie, darunter 
Bacchus und Mars. 
Ganz arm an Malern von selbständiger Bedeutung, das Bildnis ausgenommen, 
ist in dieser Zeit Deutschland. Erst der Aufschwung der Literatur hob ein liebens- 
würdiges, wenn auch nüchternes Erzählertalent wie Daniel Chodowiecki in Berlin 
zu einer gewissen Berühmtheit empor. Als Illustrator fast aller bedeutenden lite- 
tarisehen Werke und zahlloser Kalender und Almanache liefert er ein getreues Spiegel- 
bild aller Wandlungen des Kunstgeschmacks von der Rokoko- und Zopfzeit an bis 
zum Empire. Sein „Familienblatt" (49) ist ein Abbild bürgerlichen Behagens in 
der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts. 
England blieb durch seine insulare Lage von den Auswüchsen des Barocks 
verschont und gelangte kraft seiner freiheitlichen Verfassung' zu einer nationalen 
Malerei. Joshua Reynolds (50), der Führer dieser Bewegung, konnte zwar noch 
nicht völlig von italienischem Einfluß loskommen, ganz in nationalem Geiste schuf 
erst der ihm nahestehende Thomas Gainsborough. Er malt die Schauspielerin 
Siddons, einen echt englischen Typus, die Reynolds noch geglaubt hatte als tragische 
Muse malen zu müssen, als Dame der Gesellschaft im Straßenkleid mit Hut und 
Muff (51). — Meister im Seestück und Entdecker der eigenartigen Licht- und Farben- 
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