Full text: Für die Oberstufe (Teil 3, [Schülerband])

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d. Volkers Nachtgesang. 
1. Die lichten Sterne funkeln 
Hernieder kalt und stumm: 
Von Waffen klirrt's int Dunkeln, 
Der Tod schleicht draußen um. 
Schweb hoch hinauf, mein Geigenklang! 
Durchbrich die Nacht mit klarem Sang! 
Du weißt den Spuk von dannen 
Zu bannen. 
2. Wohl finster ist die Stunde, 
Doch hell sind Mut und Schwert- 
In meines Herzens Grunde 
Steht aller Freuden Herd. 
O Lebenslust, wie reich du blühst, 
O Heldenblut, wie kühn du glühst! 
Wie gleicht der Sonn' im Scheiden 
Ihr beiden. 
3. Ich denke hoher Ehren 
Sturmlust'ger Jugendzeit, 
Da wir mit scharfen Speeren 
Hinjauchzten in den Streit. 
Bei Schildgekrach im Sachsenkrieg! 
Auf unsern Bannern saß der Sieg, 
Als wir die ersten Narben 
Erwarben. 
4. Mein grünes Heimatleben, 
Wie tauchst du mir empor! 
Des Schwarzwalds Wipfel weben 
Herüber an mein Ohr- 
So säuselt's in der Rebenflur, 
So braust der Rhein, darauf ich fuhr 
Mit meinem Lieb zu zweien 
Im Maien. 
5. O Minne! wundersüße, 
Du Rosenhag in Blust, 
Ich grüße dich, ich grüße 
Dich heut aus tiefer Brust! 
Du roter Mund, gedenk ich dein, 
Es niacht mich stark wie firner Wein, 
Das sollen Heunenwunden 
Bekunden. 
6. Ihr Könige, sonder Zagen 
Schlaft sanft, ich halte Wacht- 
Ein Glanz von alten Tagen 
Erleuchtet mir die Nacht. 
Und kommt die Früh im blut'gen Kleid, 
Gott grüß' dich, grimmer Schwerterstreit! 
Dann magst du, Tod, den Reigen 
Uns geigen. 
o. Gudruns Klane. 
Nun geht in grauer Frühe 
Der scharfe Märzenwind, 
Und meiner Qual und Mühe 
Ein neuer Tag beginnt. 
Ich wall' hinab zum Strande 
Durch Reif und Dornen hin, 
Zu waschen die Gewände 
Der grimmen Königin. 
Das Meer ist tief und herbe, 
Doch tiefer ist die Pein, 
Von Freund und Heimatserbe 
Allzeit geschieden fein; 
Doch herber ist's, zu dienen 
In fremder Mägde Schar, 
Und hat mir einst geschienen 
Die güldne Krön im Haar. 
Mir ward kein guter Morgen, 
Seit ich dem Feind verfiel - 
Mein' Speis und Trank sind Sorgen 
Und Kummer mein Gespiel. 
Doch berg' ich meine Tränen 
In stolzer Einsamkeit- 
Am Strand den wilden Schwänen 
Allein sing' ich mein Leid. 
Kein Dränen soll mir beugen 
Den hochgemuten Sinn- 
Ausduldend will ich zeugen, 
Von welchem Stamm ich bin. 
Und so sie hold gebaren, 
Wie Spinnweb acht' ich's nur- 
Jch will getreu bewahren 
Msin Herz und meinen Schwur. 
O Ortwin, trauter Bruder, 
O Herweg, Buhle wert, 
Was rauscht nicht euer Ruder, 
Was klingt nicht euer Schwert! 
Umsonst zur Meeresküste 
Hiuspüh' ich jede Stunde- 
Doch naht sich dieser Küste 
Kein Wimpel, das mir kund. 
Ich weiß es: nicht vergessen 
Habt ihr der armen Maid- 
Doch ist nur kurz gemessen 
Dem steten Gram die Zeit. 
Wohl kommt ihr einst, zu sühnen, 
Zu retten, ach, zu spät, 
Wann schon der Sand der Dünen 
Um meinen Hügel weht.
	        
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