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Prinz Otto (bis 1863), darauf der dänische Prinz Georg I. beherrschte.—
In Frankreich war auf Ludwig XVIII. (1815—24) sein Bruder Karl X.
gefolgt, der durch seinen Versuch, die Charte (Verfassung) zu beschränken, die
Julirevolution (1830) hervorrief. Ec wurde samt seiner Familie ent¬
thront und in Louis Philipp die jüngere Linie Orleans auf den Thron
berufen. — Bald nachher entstand im Königreich Holland ein Aufstand,
der zur Gründung eines selbständigen Königreiches Belgien (Leopold 1.
aus dem Hause Sachsen-Koburg (1830—65) führte. — Aber selbst
damit waren die gewaltsamen Erschütterungen noch nicht beendet.
Die Julirevolution hatte unruhige Bewegungen in Deutschland und
einen Ausstand in Polen hervorgerufen, das unter russischem Scepter
ein eigenes Königreich mit getrennter Heeres- und Staatsverfassung
bildete, sich aber jetzt losreißen wollte. Blutig (Schl, bei Grochow, Oslro-
lenka, Prnga)*) wurde er niedergeschlagen und Polen eine russische
Provinz mit besonderer Verwaltung. Die späteren Ausstände (1848,
1863) endeten nicht glücklicher und raubten den Polen jede Selbständigkeit.
§. 218. InFrankreich herrschte auch nach der Julirevolution noch
keine Ruhe. Der anfangs so beliebte „Bürgerkönig" Louis Philipp be¬
friedigte die Ruhmsucht der Franzosen so wenig, daß er durch die Februar -
rev otution 1848 vom Throne gestoßen wurde. Zuerst richtete man
eine Republik ein, an deren Spitze nach einigen Schwankungen Louis
Napoleon, der Neffe Napoleons I., berufen wurde. Er verschaffte sich
durch einen Staatsstreich (2. Dez. 1851) eine monarchische Gewalt und
erneuerte ein Jahr später die Kaiserwürde (Napoleon III 1852 — 70).
Dadurch daß er die Mächke, die ehedem zum Sturze der französischen
Weltherrschaft sich verbündet hatten, entzweite, gelang es ihm, in Europa
wieder eine bedeutende Rolle zu spielen. Rußland wurde durch den
Krimkrieg (1853—56 zuerst unter Nikolaus I. [1825—55], dann unter
Alexander II. [1855—81]) gedemütigt. Österreich verlor 1859 durch
den Krieg gegen Napoleon III. und Viktor Emanuet von Sardinien die
Lombardei. England**) wurde in Mexiko in einen verlustvollen Krieg
verwickelt, den es aber noch zur rechten Zeit aufgab, so daß schließlich
Frankreich allein den unrühmlichen Ausgang dieser Unternehmung zu
tragen hatte. Napoleon hatte gehofft, sich in Nord-Amerika eine feste
Stellung gründen zu können, da in den vereinigten Staaten ein erbitterter
Bürgerkrieg (Secessionskrieg 1861—65) über die Aufhebung der Sklaverei
ausgebrochen war. Sobald er zu Gunsten der nördlichen Staaten, welche
die Abschaffung der Sklaverei angestrebt hatten, entschieden war, erklärte
die Union, keine Einmischung der Europäer in die Verhältnisse ihres Kon¬
tinents dulden zu wollen. Dadurch sah sich Napoleon gezwungen, den
von ihm zum Kaiser von Mexiko erhobenen Erzherzog Maximilian von
Österreich im Stiche zu lassen und seine Truppen zurückzuziehen (1867).
Sein dadurch erschüttertes Ansehen gedachte er in einem Kriege gegen
*) Jul. Mosen: die letzten Zehn vom 12. Regiment.
**) In England folgten auf Georg III. Georg IV. (1820—1830),
Wilhelm IV. (1830—87) und die Königin Viktoria.
Wagner, Hilfsbuch. III. 15
Juli¬
revolution.
Ausstände in
Polen.
Februar¬
revolution.
Napoleon III.