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zum größten Teile von Joniern ausging. Milet gründete Cyzikus,
Abydos, Sinope, Trapezunt, von Chalcis auf Euböa erfolgten An-
siedlungen auf der „Chalcidice" und an der Küste Macedoniens, Jonier
der Inseln setzten sich auf Thasos und an der Küste Thraciens fest. Die
dorischen Megarer gründeten Chalcedon und das wichtige Byzanz.
Noch zahlreicher waren die Kolonien auf ©teilten (Syrakus, Messana,
Akragas u. a.) und in Unteritalien („Großgriechenland"), wo Tarent,
Kroton, Sybaris, Rhegium, Neapel, Kyme (Cumä) die bedeutendsten
wurden. Cyrene in Afrika war eine Gründung der Dorier.
Adelsherrschaft. Je mehr sich Handel und Verkehr hoben, um so
umfangreicher wurden die Geschäfte eines Königs. Daher konnten die
Adligen die wichtigsten Ämter an sich reißen und bald die
Königsmacht einengen und schließlich gänzlich beseitigen. Nur in
Staaten, die auf der alten einfachen Wirtschaftsstufe stehen blieben, in
Lakonien, Ahlten, Epirus, Makedonien, blieb das Königtum bestehen.
Das Volk hatte durch den Übergang der Monarchie zur Adelsherrschast
nicht gewonnen. Der König hatte über den Parteien gestanden, die Adligen
waren selbst Partei und suchten ihre Macht rücksichtslos zu persön-
lichem Borteil auszunutzen. Nicht ohne Grund klagte das Volk über
Bestechlichkeit in der Rechtspflege und Bedrückung der kleinen Leute, je mehr
die Naturalwirtschaft zur Geldwirtschaft überging. Bei dem hohen Zins-
fuße gerieten die Bauern in Schulden. Da sie sie nicht mehr tilgen konnten,
wurden ihre Besitzungen von den Großgrundbesitzern eingezogen, und die
bisherigen freien Eigentümer wurden Tagelöhner oder Pächter oder gar
Sklaven.
Neben den Adel trat aber das Bürgertum der Städte, das durch
Handel, Gewerbe und Industrie wohlhabend geworden war. Um von der
Willkür des herrschenden Standes in der Rechtsprechung sich frei zu machen,
setzten die Bürger im Bunde mit den Bauern zunächst die Aufzeichnung
des Rechts durch und verlangten dann Anteil an den politischen
Rechten. Bei dem Streben nach Gleichberechtigung kam es zu schweren
Kämpfen; hierbei gelang es beliebten Führern des Volkes im 7. und 6. Jahr¬
hundert, die Alleinherrschaft an sich zu reißen und in ihrer Familie einige
Zeit festzuhalten.
Bedeutung der Tyrannis.
Solche Herrscher, die zum Segen der Bürger und armen Landleute
die Regierung führten, Hießen Tyrannen. Sie förderten das Wohl dieser
Klassen des Volkes, auf die sie sich stützten, durch gemeinnützige Arbeiten:
Bau von Straßen, Tempeln und öffentlichen Gebäuden, Pflege J)er Kunst,
Begünstigung der Dichtung, Erhebung der Kulte der niederen Stände zu
Staatskulten und Erwerbung überseeischer Besitzungen. Die Anlage von
Kolonien wurde außerdem durch Auswanderung unzufriedener Adligen ge-
fördert.
Snaote, Lehrbuch der Geschichte für 011. 3