Full text: Alte Geschichte (Teil 1)

außer dem Antragsteller auch Demosthenes sowie sein größter Gegner, 
der Schauspieler und Redner Äschines. In verräterischer Weise reisten sie 
absichtlich langsam, so daß Philipp Zeit gewann, noch Thracien bis nahe 
an die athenischen Besitzungen auf dem Chersones zu unterwerfen. Dann 
beschwur der König den „Frieden des Philokrates", der ihm durch das 
Zögern dieser „Truggesandtschaft" auch Thracien sicherte. 
Das Ende des Phocischen Krieges. Von diesem Frieden waren 
die Phocier ausdrücklich ausgenommen. Sie hielten deshalb den 
Thermopylenpaß besetzt. Philipp bestach aber den Anführer, so daß er 
mit seinen Truppen abzog, worauf er selbst durch den Paß rückte und die 
Phocier gänzlich besiegte. Ihre zwei Stimmen im Amphiktyonengericht und 
den Vorsitz bei den Pythischen Spielen erhielt Philipp. 346 
Die Parteien zu Athen. Seit Beendigung des Heiligen Krieges wuchs 
das Ansehen des Demosthenes, wenn auch einige Patrioten, wie der Feld- 
Herr Phocion, einen Sieg über Philipp für unmöglich hielten. Andere 
wünschten Frieden und Neutralität, unter ihnen Eubulus, der jähre- 
lang Athens Finanzen geleitet hatte, und Äschin es. Neben offenen Ver¬ 
rätern gab es auch solche, welche sür einen Kampf gegen Persien unter 
Führung Philipps schwärmten, wie der Redner Jsokrates. Im ganzen 
erwachte aber wieder das Vaterlandsgefühl, und als Philipp die Griechen- 
städte an der thracischen Küste seinem Reiche einverleiben wollte, griffen die 
Athener, angefeuert durch die 3. Philippische Rede des Demosthenes, erfolg- 
reich zu den Waffen, so daß der König die Belagerung von Perinth und 
BManz aufheben mußte. 
Um die Wirkung dieser Niederlagen zu beseitigen, überschritt Philipp 
den Balkan und dehnte sein Reich bis an die Donau aus. 
Der Untergang der politischen Freiheit Griechenlands. Eine Ge- 
legenheit, in Griechenland wieder einzugreifen, bot dem Könige der 4. Heilige 
Krieg (339—338) gegen die Lokrer der Stadt Amphissa, die sich Tempel 
land angeeignet hatten. Philipp unterwarf die Amphiffäer, besetzte aber auf 
dem Rückmärsche die Stadt Elatea, das die Straße nach den Thermopylen 
und Böotien beherrschte. Damit offenbarte der König feine wahren Absichten 
und begeisterte die Athener zu kräftiger Gegenwehr. Demosthenes schloß mit 
Theben ein Bündnis, und mehrere Staaten traten ihm bei. In der Entscheidung^ 
schleicht bei Chäronea verloren aber die Griechen Sieg und Freiheit. 338 
Folgen. Philipp errang die Hegemonie über Griechenland. 
Die Kadmea, Chalcis, Ambracia und Korinth erhielten macedonische Be¬ 
satzungen. Den Athenern gewährte Philipp einen günstigen Frieden: sie 
behielten Salamis, Delos, Samos, Lemnos und Jmbros, mußten aber die 
Hegemonie Macedouiens anerkennen. In den übrigen Staaten wurden j)li- 
garchische, d. h. macedonisch gesinnte Regierungen eingesetzt. Nach einem Ver- 
Heerungszuge in das Eurotastal wurde Philipp zu Korinth auf einer Ver- 
fammlung aller Hellenen zum Oberfeldherrn in dem bevorstehenden Kriege 
gegen Persien ernannt.
	        
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