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Das Mittelalter. 
§. 357. 
Hein¬ 
rich IV 
1068— 
1106. 
1060. 
1061. 
umfrieden", —daher er auch dem heiligen Gott es frieden der Kirche durch strenge 
Gebote des Landfriedens fördernd entgegenkam — „eine allgemeine Reformation 
der Kirche durchzuführen, unter dem Schutz des Kaiserthums staatliches und 
geistliches Recht überall in Geltung zu setzen". Aber diese großartigen Entwürfe 
und Ideen, an deren Verwirklichung er sein ganzes Leben lang mit der größten 
Thatkraft und Hingebung gearbeitet, sanken mit ihm ins Grab. Ein sechs¬ 
jähriges Kind, das bereits gewählt und gekrönt war, überkam den verwaisten 
Herrscherthron. 
Aber wie viele Früchte auch unter den Stürmen der folgenden Regierung unreif abfielen, so 
war doch die Macht der fränkischen Kaiser ein großer Segen für das deutsche Volk. „Erst unter 
dem Kaiserthum waren die Deutschen zu einem einigen Volke geworden," sagt Giesebrecht. „Die 
Stammesunterschiede waren nicht verwischt, sondern zu einer reicheren und in sich völligeren Ein¬ 
heit gemischt, und verwuchsen immer mehr in dieselbe. Der Sachse und Franke, der Schwabe und 
Bayer wußte jetzt, daß er vor Allem ein Deutscher war. So fremd der Name dem zehnten Jahr¬ 
hundert noch blieb, so geläufig wurde er dem elften. Und dieser Name gewann sogleich den schönsten 
und vollsten Klang; er bezeichnete das Volk der Macht, das Volk, bei dem die Entscheidung der 
Dinge stand, daS Volk der Völker." 
b) Die Zeiten des Jnvestiturstreits. 
§. 357. Heinrich IV. Heinrichs III. Sohn war Heinrich IV., ein 
hochbegabter, kluger Knabe, über den anfangs seine verständige Mutter Agnes 
die Vormundschaft und die damit verbundene Reichsverwesung führte. Aber 
das weibliche Regiment war zu schwach für die schwierigen Verhältnisse. Die 
weltlichen und geistlichen Fürsten, ungeduldig des Zwanges, den Heinrichs 
kräftiger Arm ihnen auferlegt, brachen in Fehden und Gewaltthaten aus und 
bedrängten die Anhänger der Kaiserin. Ordnls der Billuuge von Sachsen und 
sein Bruder Hermann verheerten die Güter und Schlösser des Erzbischofs 
Adalbert von Bremen, eines getreuen Dieners des kaiserlichen Hauses, 
und trotzten ihm große Lehen ab; Günther von Bamberg, ein leutseliger, 
kluger und schöner Prälat, bekriegte den Bischof Heinrich von Augsburg, 
den Vertrauten der Kaiserin; und Rudolf von Rheinfelden, den Agnes 
mit dem Herzogthum Schwaben belehnte und durch Familienbande an das 
Herrscherhaus zu fesseln bemüht war, wurde von Berthold von Zäh ringen, 
der sich auf die herzogliche Würde Hoffnung gemacht, und von den Grafen von 
Zollern befehdet. Auch in Ungarn erlag König Andreas, mit dessen Sohn 
Salomo die Kaiserin ihre zweite Tochter verlobt hatte, den Waffen seines Bruders 
Bela, als dieser mit polnischem Kriegsvolk einrückte und das deutsche Reichs¬ 
heer trotz des tapfersten Widerstandes in der Feldschlacht überwand. Andreas 
selbst, ein hochbetagter Herr, fand nach mnthigem Kampf im Getümmel der 
Schlacht ein trauriges Ende. Seitdem sank das Ansehen der Deutschen in den 
Ostländern, um dieselbe Zeit, da durch den kühnen Geist des Cardinals Hilde¬ 
brand die kaiserlichen Hoheitsrechte in Italien von der römischen Curie er¬ 
schüttert wurden. Aus Kummer über die Stürme, die von allen Seiten den 
Kaiserthron umtobten, legte Agnes das fürstliche Gewand ab und nahm den 
Schleier der Klosterfrauen; sie wollte dadurch andeuten, „daß ihr Regiment 
nicht durch Antrieb persönlichen Ehrgeizes, sondern lediglich durch die Pflichten 
der Mutter und das Wohl des Reiches bestimmt sei". Zugleich setzte sie Otto
	        
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