§. 626. Die Begründung der neuen Zustände unter Karl V. 91
reiche Schwester Jsabella er geheirathet hatte, Hülfe zu erlangen, während Friedrich, ein
Verwandter des sächsischen Fürstenhauses, der Reformation freien Einzug in Dänemark
gewährte. Er ging dabei sehr behutsam zu Werke, weil in seiner Wahlcapitulation den
Bischöfen, die mit dem Adel alle Macht und Güter besaßen, ihre Vorrechte verbürgt
waren. Gestützt auf die Stimmung des dem neuen Glauben geneigten Volks, bewirkte
der König auf dem R ei ch s t a g z u Od en f e e, daß den Protestanten bürgerliche Gleich- "27.
heit mit den Katholiken zugestanden, die Priesterehe erlaubt und die Unabhängigkeit der
Bischofswahlen von Rom ausgesprochen ward. Im Vertrauen auf die dadurch erregten
Befürchtungen der dänischen Geistlichen und die Unzufriedenheit der altgläubigen Partei
in Norwegen machte Christian II. von Norwegen aus einen neuen Angriff auf Däne- 1532-
mark, gerieth aber in Gefangenschaft, und mußte sechzehn Jahre auf dem Schlöffe Son¬
derburg in einem finstern Thurme schmachten, ohne andere Gesellschaft als die eines
norwegischen Zwergs. Erst gegen Ende seines Lebens wurde seine Haft erleichtert, t E.
Friedrichs Tod erregte große Kämpfe zwischen den beiden Religionsparteien 1533.
über die Wahl des neuen Königs. Diese Zeit der Verwirrung suchten die unter¬
nehmenden Bürger von Lübeck, Mejer und Wullenweber (§. 597), nachdem
sie die Verfassung ihrer Vaterstadt im demokratischen Sinn umgestaltet hatten, zu be¬
nutzen, um Dänemark für den Hansabund zu erobern, Lübecks Macht in Schweden fester
zu begründen und dem niederländischen Handel die Ostsee zu verschließen, indem sie im
Bunde mit den Bürgermeistern von Kopenhagen und Malmoe die Grafen Christoph
von Oldenburg und Johann von Hoya in ihren Thronbewerbungen unter¬
stützten. Aber ihr Unternehmen scheiterte. Nach der Niederlage der Lübecker und ihrer
Schützlinge in die sog. „Grafenfehde" erlangte Friedrichs Sohn, der streng lutherische 1534—36.
Christian III., mit Hülfe Gustav Wasa's die Krone und vollendete das Werk der Re-Chnst^in.
formation. Die an Einem Tag verhafteten Bischöfe erkauften ihre Freiheit durch Ver¬
zichtleistung auf ihre Würde. Ein in Kopenhagen, ohne Beiziehung der Geistlichkeit, 1536-
abgehaltener Reichstag vernichtete die politischen Rechte der Kirche, in deren Reichthümer
sich die Krone und der Adel theilten. Bugenhagen errichtete eine Kirchenordnung
in gänzlicher Abhängigkeit von der Regierung, aber mit Beibehaltung einiger Titular-
bischöfe. In Norwegen (von jetzt an als Provinz dem dänischen Reichsrath unter¬
worfen) wurde die neue Kirche durch die freie Bauernschaft friedlich begründet, nachdem 1537•
der Erzbischof von Drontheim mit den Kirchenschätzen entflohen war. In Island fiel 155°-
die bischöfliche Partei mit den Waffen in der Hand.
Durch die Reformation vermehrte der Adel seine Macht, seinen Reichthum und seine die
königliche Gewalt sehr beschränkenden Vorrechte in solchem Grade, daß Christians Nachfolger -
(Friedrich II., Christian IV., Friedrich III.) mehr die Vollstrecker der Befehle des aristokratischen $tiebn*ni.
Reichsraths als selbständige Regenten eines freien Königreichs waren. Doch hob sich unter diesen
kräftigen Regenten die Industrie und der Wohlstand des Landes, die Handelsherrschaft der Han¬
seaten wurde beschränkt und ihr republikanisches Regiment in Bergen gestürzt: in Kronenburg
mußte fortan für alle den Sund Passirenden Waaren ein Zoll entrichtet werden. Holstein wurde
durch die Unterwerfung der Dithmarschen erweitert, (§. 524) aber die Kriege mit Schweden 1559-
endeten meistens zum Nachtheil der Dänen.
§. 626. Schweden unter Gustavs Söhnen. Unter Gustavs Söhnen
erlebte Schweden schwere Zeiten. Erich XIV., der durch die Erwerbung von
Esthland den Grund zur Herrschaft auf der Ostküste des baltischen Meeres
legte, war von einer so leidenschaftlichen Heftigkeit, daß er endlich in Geistes¬
verwirrung verfiel. In diesem Zustande ermordete er eigenhändig mehrere Glieder
der hochherzigen Familie der Sture und machte alle Großen vor einem ähn¬
lichen Schicksal erbeben. Seine Brüder Johann und Karl, durch den finstern
Argwohn und Neid des Königs an Besitzthum und Leben gefährdet, bildeten
endlich eine Verschwörung, in Folge deren Erich den Thron mit dem Kerker ver¬
tauschte, wo er zuletzt nach vielen Mißhandlungen an Gift starb, das ihm von 1574.