§. 753.
Das Zeitalter Ludwigs XIV.
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das die Türken 146 Jahre lang besessen, in die Gewalt der Oesterreicher fiel, tose,
glaubte Leopold seinen lang gehegten Plan gegen Ungarn ausführen zu können.
Das Blutgericht von Eperies beraubte den Adel seiner unternehmendsten 1687-
Häupter, und schreckte die Nation so, daß die Stände auf dem Reichstag von
Preßburg in die Aufhebung des Wahlkönigthums willigten und das
wichtige Recht, verfassungswidrigen Verordnungen sich widersetzen
zu dürfen, ausgaben.
Seitdem hörte Ungarn auf, ein Wahlreich zu sein und die königliche Würde ward
dem Habsburger Mannstamm erblich zuerkannt. Die übrigen Rechte verblieben der Nation
und mußten bei jedem Thronwechsel vom Herrscher beschworen werden. Aber die Klagen
der Protestanten über die Bekehrungslist der Jesuiten fanden kein Gehör. „Die evan¬
gelische Kirche wurde durch ein unblutiges Märtyrerthum über die Hälfte vermindert."
Tököli flüchtete sich zu den Türken, wo er eine Zeit lang in Ketten gehalten wurde, bis
der Sultan sich von seiner Treue überzeugte und ihn von Neuem im Krieg wider Oester¬
reich gebrauchte.
Die Osmanen, von den Venetianern in Morea und in dem alten
Hellas glücklich bekriegt unb von den Oesterreichern aus Ungarn und Sieben-
bürgen getrieben, stürzten ihren Sultan vom Thron und erhoben einen andern;
aber Karl von Lothringen, Prinz Engen unb Ludwig von Baden hielten
ben Sieg bei Oesterreichs Fahnen fest. Erst als ber Großvezier Köprili bie
Leitung bas Krieges übernahm, schwankte eine Zeit lang bas Glück; bas mit
ben größten Anstrengungen eroberte Belgrab kam wieber an bie Türken, wss.
Allein Lubwigs von Baben glorreicher Sieg bei Salankemen, wo ^Aug.
26,000 türkische Leichen, barunter ber kräftige Großvezier selbst, bie Wahlstatt
bedeckten, und bie blutige Schlacht von Zentha an ber Theiß, in ber Prinz 1\6|ft-
Eugen sein überlegenes Felbherrntalent entwickelte unb eine unermeßliche Kriegs¬
beute in bie Hänbe ber Sieger fiel, zwang enblich bie Pforte, ben Carlowitzer 26-£uar
Frieden einzugehen. Siebenbürgen unb alles Lanb zwischen ber Donau
unb Theiß würbe an Oesterreich abgetreten, Morea unb einige Inseln fielen
an Venebig; Ruß lanb, bas zuletzt gleichfalls am Kriege Theil genommen,
behielt bas eroberte Asow. So ging Oesterreich ruhmvoll aus einem Kampfe
hervor, ber so gefahrbrohenb begonnen hatte. Graf Tököli, vom Sultan mit bem Titel
eines Fürsten von Wibbin beschenkt, starb (1705) als Flüchtling auf einem Lanbgut
bei Nicomebien, fern von ber Heimath, beren Befreiung sein einziges Lebensziel
gewesen war.
5. England unter den beiden letzten Stuarts.
§. 753. Karl II. Die Regierungszeit bes leichtsinnigen, charakterlosen ifi-gs.
und wollüstigen Karl II. war für England verhängnißvoll. Weder das Schicksal
seines Vaters, noch die eigenen schweren Lebensgeschicke dienten ihm zur Lehre
unb Warnung. An bem fröhlichen Hof von Whitehall gebachte man weniger
als irgenbwo sonst ber ernsten Vergangenheit. Kaum war bie Rache ber Roya¬
listen an ben Puritanern unb Republikanern gestillt (§. 735), so würbe bas
Reich von schweren Drangsalen heimgesucht. Eine ansteckenbe Krankheit stürzte lees.
in einem einzigen Sommer hunberttausenb Bewohner ber Hauptstabt ins Grab;