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Erste Hälfte des achtzehnten Jahrhunderts. 
§. 763. 
1. Nov. 
1700. 
Stvpold I. 
1667-1705. 
1701. 
den erledigten Thron hatte, der zweite Enkel Ludwigs XIV., der Herzog Phi. 
lipp von Anjou, zum Erben der ganzen spanischen Monarchie ernannt ward, 
unter der Bedingung, daß beide Kronen niemals vereinigt werden dürften. Auf 
diese Weise glaubte man in Spanien eine Theilung des Reiches, welcher Regie. - 
rung und Volk widerstrebten, zu vermeiden. Auch war der Papst, den der spa¬ 
nische König um seinen Rath angegangen, dem Plan gewogen. Mit dem Beginne 
des neuen Jahrhunderts starb Karl II., mrv Ludwig XIV., die Ehre und den 
Vortheil seines Hauses erwägend und von seinen Räthen, seinem Enkel und der 
Frau von Maintenon (§. 750) bestimmt, entschied sich nach einigem Bedenken 
in einer Eonferenz zu Fontainebleau für die Annahme des Testaments. „Die 
Machtvergrößerung von Frankreich, das kirchliche, das dynastische Interesse wirkten 
zusammen, um den König zu vermögen, daß er über die Verpflichtungen, die er 
gegen die Seemächte im zweiten Theilungsvertrag eingegangen war, hinwegsah 
und sich zu der Annahme des Testaments entschloß." In einer feierlichen Ver¬ 
sammlung wurde Philipp dem Hof von Versailles als König von Spanien vor- 
gestellt. „Ludwig XIV. suchte noch einmal den Begriff von Macht und Größe, 
Staat und Religion, der ihm von jeher vorgeschwebt hatte, und gleichsam das 
Resultat der früheren Geschichte war, geltend zu machen." 
*) Philipp III. 
Anna Philipp IV. ‘ Maria 
Gem. Ludwig XIII. | ^ Gem. Ferdiand III. 
Ludwig XIV. Gem. Maria Theresia. KarlII. Margaretha Ther. Leopold I. 
' ' Gem. Kaiser Leopold. zweite Gemahlin: 
Ludwig, Dauphin + 1711. | Eleonore Magdalma 
* Marie Antonie v. Psalz-Neubura. 
Ludwig v. Bourgogne. P hil ip p V.v.Anjou. Gem.MaxEman. 
+1712« v. Bayern. | 
Ludwig XV. JosephFer- Joseph I. Karl VI. 
dinand j- 1699. 
Dies hatte den heftigsten aller bisherigen Kriege zur Folge. Denn Kaiser Leopold 
griff zu den Waffen, um feinem zweiten Sohne Karl das Erbe der Habsburger zu 
erkämpfen. Das erschöpfte Frankreich, wo junge Minister und unfähige, durch Hof¬ 
gunst erhobene Feldherren, wie Villeroi, das Ruder führten, wo die Geldbedürfnisse 
zwangen, nicht blos die Aemter, sondern auch die Offizierstellen zu verkaufen, wo die 
Religionßbedrückungen den Camifardenkrieg (§. 750) hervorgerufen, wo die kost¬ 
spieligen Kriege und die verschwenderische Hofhaltung einen furchtbaren Steuerdruck erzeugt 
hatten, ging diesmal mit weniger Aussicht auf Erfolg in den Kampf als früher. Sa¬ 
voyen und Portugal, die anfangs auf Seiten Frankreichs standen, traten bald zu 
Oesterreich und feinen Verbündeten über, so daß nur Max Emanuel, Kurfürst von 
Bayern (dem Ludwig den Besitz der Niederlande, wo jener Statthalter war, zugesagt 
und die Rheinpfalz in Aussicht gestellt hatte), und dessen Bruder, der Erzbifchof Jo¬ 
seph Clemens von Köln, Ludwigs Bundesgenossen blieben; auf Oesterreichs Seite 
dagegen standen nicht nur die meisten Fürsten Deutschlands (besonders Brandenburg, 
dessen Kurfürst Friedrich für diesen Beistand in Bezug auf das Herzog thum 
Preußen mit der Königswürde geschmückt, und Hannover, für das kurz 
"bunte Kur errichtet worden war), sondern auch die Seemächte England 
unv Holland, dieses aus Furcht vor Frankreichs drohender Uebermacht, wenn Lud- 
ati bte Mischen Besitzungen verfügen, die spanischen mit den frcttno* 
fL»1.Einigen könnte, jenes nach einigem Zaudern aus Unwillen. daß 
der srcnzosische König ven Prätendenten Jacob (III.) Stuarl bei dem Tode seines
	        
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