332 Erste Hälfte des achtzehnten Jahrhunderts. §. 802.
siuguit Hülfsvölker" rasch in Böhmen einrückte, Prag und Budweis einnahm und den
144 Grenzen Oesterreichs sich näherte, fand Karl VII. Gelegenheit, sein Erbland
Bayern wieder zu gewinnen und in seine Hauptstadt München zurückzukehren.
Da jedoch bald darauf Friedrich mit großen Verlusten an Mannschaft und Ge¬
schütz aus Böhmen nach Schlesien zurückgedrängt wurde, so wäre auch der Kaiser
2o. sä«, von Neuem zur Flucht gezwungen worden, hätte nicht der Tod ihn von allen
1745 Leiden befreit. Karl Werts Sohn, Kurfürst Maximilian Joseph, reichte
nach einem unglücklichen Feldzuge die Hand zum Frieden. In dem Vertrag
April, von Füßen entsagte er gegen völlige Zurückgabe der bayerischen Lande allen
Ansprüchen auf das österreichische Erbe und gab bei der neuen Kaiserwahl dem
Gemahl Maria Theresia's seine Stimme, worauf dieser, trotz der Protestation
Octbr. Kurbrandenburgs, als Franz I. in Frankfurt die Krönung empfing. Mittler¬
weile hatte Friedrich II. an den wackern österreichischen Feldmarschall Traun
4. Juni. den größten Theil von Schlesien eingebüßt; aber sein glänzender Sieg bei Hohen¬
friedberg (Striegau) verschaffte ihm wieder das Uebergewicht. Der Kriegs¬
ruhm des preußischen Monarchen und seiner Generale Ziethen, Winterfeld
3v. Sept. u. A. strahlte weit hin, und bei So rr legte Prinz Ferdinand von Braunschwcig
die ersten Proben seines Feldherrntalents ab. Als nun noch mitten im Winter
1b Decbr. der alte Dessauer in der blutigen Schlacht von Kesselsdorf die Sachsen
1745' besiegte und Friedrich in die-von August III. verlassene Hauptstadt Dresden
einzog, da nahm Maria Theresia die Bedingungen des durch England vermittelten
2b. Decbr. Friedens von Dresben an, woburch Friebrich im Besitz von Schlesien unb
Glatz blieb, ben Herzog Franz Stephan als Kaiser anerkannte unb für bie Räu¬
mung Sachsens eine Million Thaler erhielt. — Der burch biesen Frieben in
Deutschlanb beenbigte Krieg bauerte in ben Nieberlanben unb Italien
noch einige Zeit fort. Dort kämpften bie von Friebrich Augusts II. natürlichem
Sohne, bem ebenso talentvollen unb tapfern, als sittenlosen unb ausschweisenben
Marschall von Sachsen angeführten Franzosen mit Glück gegen bas eng-
11.Mai tische, hollänbische unb österreichische Bunbesheer. Die Schlacht von
1745‘ Fontenoy, bei welcher König Lubwig XV., ben seine neue Geliebte (Chateauroux)
mit Helbenruhm umstrahlt sehen wollte, zugegen war, würbe von ben Franzosen
gewonnen; Hennegau unb bie beiden Flandern waren der Preis des Sieges.
Bald darauf zog das englische Heer ab, um bem von Frankreich unterstützten
Prätenbenten Karl Stuart in Schottlanb entgegen zu treten (§. 774). Dies
hatte bie Folge, baß ber Marschall von Sachsen nach bem siegreichen Treffen bei
i™ Raucoux bie österreichischen Nieberlanbe bis Luxemburg unb Limburg eroberte
unb brohenb an bie Grenzen ber Generalstaaten vorrückte.
Hier war. wie im Jahr 1672 (§. 746), die Nation in die aristokratisch-republi¬
kanische und die oranische Partei gespalten. Seit Wilhelms III. Tode hatte jene die
Mai Oberhand, daher die Statthalterwürbe lange Jahre unbesetzt geblieben war. Jetzt erhob
‘ sich das Volk in mehreren Landschaften gegen die Aristokratenherrschaft, unter der das
««-mT Kriegswesen in Verfall gerathen war, und setzte es durch, daß Georgs II. Schwiegersohn.
°' Wilhelm IV. von Nasiau-Oranien, ein Seitenverwandter Wilhelms III., nicht nur
zum Statthalter und Generalcapitän der vereinigten Staaten ernannt, sondern daß auch
diese Würde für dessen männliche und weibliche Nachkommen erblich erklärt
wurde. Seitdem ward Holland hauptsächlich durch englischen Einfluß beherrscht.