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Die Vorboten der neuen Zeit. 
§• 557. 
§• 557. Malerei. 1) Italien. Auch auf diesen Zweig der Kunst wirkte 
die Antike ein, wenngleich in geringerem Grade als auf die andern. Aus der Vergeisti¬ 
gung und Ruhe, die sich noch in den Bildern Giotto's, eines Zeitgenossen von Dante 
(§. 456), und Cimabue's findet, ging die Malerei zur Auffassung des wirklichen 
Lebens über, das sie bald mehr, bald weniger idealisirte und wobei sie durch Anwendung 
der Perspective eine große Mannichfaltigkeit und eine reiche Fülle der Darstellung 
entfaltete. Die Malerei, die am Ende des fünfzehnten und in der ersten Hälfte deß sech¬ 
zehnten Jahrhunderts im ganzen Abendlande in der höchsten Blüthe stand, wird zur leich¬ 
teren Uebersicht in verschiedene Schulen eingetheilt. In Italien, wo ihr Hauptvorzug 
in der Jdealisirung der Wirklichkeit zur vollendeten Schönheit besteht, zerfällt sie nach dem 
Wirkungskreise der bedeutendsten Künstler in die slorentinische, römische, 
venezianische, lombardische und bologneser Schule. Von der reichen Kunst¬ 
welt jener Tage gibt Vasari's Sammlung von Künstlerbiographien ein anschauliches 
Bild, eine Mischung von Wahrheit und Dichtung und doch eine unschätzbare Quelle für 
die Erkenntniß der Meister und ihrer Werke. Giorgio Vasari aus Arezzo, Michelangelos 
Zeitgenosse und Freund, war selbst Maler und Baumeister und Kenner der Verhältnisse 
und Persönlichkeiten, unter denen er sich bewegte. 
a) In Florenz, das unter den Mediceern der Mittelpunkt aller geistigen Bestrebungen 
war, schlug die Malerei zuerst eine freie Richtung ein. Von dem ruhigen Ernst unb der erhabenen 
Würde eines Mafaccto (+ 1429) unb von der Zartheit und religiösen Tiefe eines Giovanni da 
Fiesole (+ 1455) unb Seb. bei Piombo (1485—1547) ging sie in Andrea bei Sarto 
(+ 1531) zur heiteren Anmuth über unb erreichte in Michelangelo Buonarotti ihren Höhe¬ 
punkt. Der Letztere, Meister in allen Künsten, wirkte anfangs in Florenz, bis er nach Rom berufen 
würbe, wo er feine bebeutenbsten Werke vollbrachte, zu denen im Gebiet der Fresco-Malerei 
die Schöpfungsgeschichte im Deckengemälde und das dem Dante nachgebildete jüngste 
Gericht in der Sixtinischen Kapelle, in der Sculptur das Grabmal des Papstes 
Julius II. mit der gewaltigen Mosesstatue gehören. Da feine große Seele nur für das Kräftige 
und Kühne empfänglich war, so entbehren feine Bilder der Anmuth und Zartheit, weshalb feine 
Nachahmer und Schüler bald ins Gezwungene und in Uebertreibung verfielen. Um feine großen 
Kenntnisse in der Anatomie des menschlichen Körpers zu zeigen, gab er feinen Gestalten oft ab¬ 
sichtlich schwierige und gezwungene Stellungen. Auch als Dichter hat Michelangelo sich hervor¬ 
gethan, darin mit seiner geistreichen Freundin Vittoria Colonna wetteifernd. In Siena 
hat Giantonio Bazzi genannt So dom a aus der Lombardei gebürtig eine nachhaltige künst¬ 
lerische Wirkung geübt. 
b) Die römische Schule gelangte zur höchsten Vollendung durch Raphael Sanzio von 
Urbino, gefördert durch die Kunst- unb Prachtliebe ber Päpste Julius II. und Leo X. Die Schön¬ 
heit ber Form als Ausbruck eines lauteren Zustanbes ber Seele, bas harmonische Gleichmaß der 
innern und äußern Existenz, die hohe ungetrübte Ruhe des Gemüths und fein unermüdlicher 
Fleiß in der Nachbildung von Antiken bildet den eigentlichen Grundzug von Raphaels Kunst und 
erwarb ihm den Beinamen des Göttlichen. Seine ersten Werke sind noch im Stile feines 
Lehrers Pietro Perugino und der umbr ifchen Schule gehalten, aber bald schwang er sich 
zu einer Höhe, die alle andern Künstler unter sich ließ, und auf der er jene herrlichen Bilder, 
theils in Del, (wie die Verklärung, die Madonna von Foligno, die Sixtinische 
Madonna u. a.), theils in Fresco (die Stanzen und Loggien im Vatican), theils in 
Cartons zu Tapeten verfertigt hat, die bis jetzt noch unerreicht sind. In feinen zahlreichen 
Madonnen stellte er die künstlerisch verklärte Vertreterin aller mütterlichen Schönheit und Selig¬ 
keit auf Erden dar. Raphael förberte auch bie Kupferstecher- unb Holzschneidekunst 
durch Marc Antonio, der eine Menge Blätter nach seinen Zeichnungen in Kupfer gestochen 
hat. Unter feinen Schülern ist Giulio Romano (•}• 1546) der ausgezeichnetste. Auch 
Pietro da Cortona (+ 1669) war ein geachteter Künstler der römischen Schule. 
c) Die benetianifche Schule, bei der besonders das Colorit zur Ausbildung kam, 
erreichte ihre höchste Blüthe in Tizian, dessen zahlreiche Gemälde, namentlich Portraits, mit aller 
Wärme des Lebens erfaßt und mit allem Zauber des Lichts und der Farbe ausgeführt sind. Auf 
gleicher Höhe der äußern Vollendung und in ungetrübter Heiterkeit erscheint die Kunst bei Paolo
	        
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