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Die Zeit des heiligen Bundes. 
§. 972. 
49. Juli 
1824. 
1829. 
1836. 
1839. 
1845. 
2. Ftbr. 
1848. 
1. Juli 
1843. 
dauernde Parteiung und Verwirrung erfüllte Jturbide mit der Hoffnung, die verlorne Macht 
wieder zu erlangen. Trotz der von dem Congresse gegen ihn ausgesprochenen Acht landete der 
Bethörte in seinem Vaterland-, wurde aber ergriffen und erschossen. Mexico behielt seine 
republikanische Verfassung mit einem Präsidenten an der Spitze. Der Versuch der alt¬ 
spanischen Partei, durch eine Gegenrevolution die neue Ordnung umzustürzen, gab ihren 
Gegnern, den Kreolen, Veranlassung, den Volkshaß wider sie in Flammen zu setzen. Ein 
Beschluß des Congreffes beraubte die geborenen Spanier, mit Ausnahme derer, die für die 
Republik gestritten, aller Aemter, und verwies sie dann aus dem Gebiete des Freistaats. 
22,000 mußten sofort auswandern. Aber Ruhe und Eintracht sind darum nicht in den ver¬ 
einigten Staaten von Mexico eingekehrt. Zwei Parteien, die eine mehr demokratisch iYorkinosj, 
die andere mehr aristokratisch (EscofefoS), kämpften um die Herrschaft, jene unter dem Banner 
Santa Anna's, diese unter der Führung Bnstamente's. Zum großen Nachtheil für 
bie Sitten und die Wohlfahrt des Landes erhielt jene die Oberhand; aber ihre Kraftlosigkeit 
und Unfähigkeit führte Anarchie im Innern und Ohnmacht nach Außen herbei. Im Streite 
mit den Vereinsstaaten Nordamerikas und mit den Franzosen, welche wegen der Ermordung 
einiger Landsleute Vergeltung nahmen. zeigte sich Santa Anna schwach und charakterlos. 
Er mußte dulden, daß sich wegen der Aufhebung der Sklaverei in Mexico Texas von der 
Föderation lossagte und sich einige Jahre später an die nordamerikanische Union anschloß. 
Santa Anna wurde mehrmals verdrängt, da aber seine Nachfolger nicht besser waren, so kam 
er immer wieder in die Höhe. Das mexicanifche Staatsleben ging zuletzt in ein elendes 
Parteitreiben auf, unter dem die Tugend und Kraft des Volkes mehr und mehr dahinschwanden 
Ein zweiter Krieg mit den Vereinsstaaten endete mit dem Frieden von Guadalupe-Hidalgo, 
welcher der Union ein Gebiet von 12,000 Quadratmeilen, nämlich die Staaten Californien, 
Neu-Mexico und Tamaulipas, Cohahnila und Chihuahua überlieferte. Auch Guatemala 
errang seine Selbständigkeit und gründete die Bundesrepublik von Central-Amerika, 
war aber eben so unfähig, ein geordnetes Staatswesen zu schaffen. Während der innern Partei- 
kämpfe setzten sich die Engländer auf der Ostküste von Honduras fest, von wo sie das kost- 
bare Mahagoniholz aus den dortigen Wäldern holen und zugleich die Landenge von Panama 
überwachen konnten. Sie ließen sich von einem Häuptlinge der Sambos, eines aus Indianern 
und Negern gemischten Volksstamms mit etwas europäischer Civilisation, Belize an der Mos- 
qnitoküste abtreten, fanden aber bei weiterem Fortschreiten heftigen Widerstand an den republi¬ 
kanischen Staaten Nord- und Süd-Amerikas. „Sicherlich hat derjenige, welcher den Werth 
historischer Entwickelungen nach den Früchten der Civilisation berechnet, keinen Grund, über den 
Absall der spanischen Colonien zu jubeln. Ueberall stößt man auf großartige Monumente aus 
der viceköniglichen Zeit und überall auf Verfall und Unrath des nachgebornen Geschlechts. Es 
scheint, als ob hie und da der Abkömmling der Europäer seine Ueberlegenheit über die rothe 
Racc eingebüßt hätte; denn die Comantschen und noch mehr die berittenen Apatschen haben 
große Räume des nördlichen Mexico, vorzüglich Sonora und Chihuahua, in öde Grüfte ver. 
wandelt, blühende Städte entvölkert und künstlich befruchtete Fluren der Wüste zurückgegeben. 
Die Hauptschuld an diesem Verfall tragen die untauglichen politischen Formen, der häufige 
Wechsel der Obrigkeiten, die landschaftliche und städtische Absonderung, der Bürgerkrieg und 
Freischaarenunfug." 
4. Deutschland. 
5 972 Die deutschen Meinungskämpfe. Die Schöpfungen des Wiener 
-Conqrefses erzeugten bei der Mehrzahl des deutschen Volks Unzufriedenheit und Ver¬ 
stimmung. „Die Freunde des Vaterlandes wandten sich in Bitterkeit von einem Werke 
ab, in dem für jenen Zweck der inneren Befreiung, für den man mitaufgerufen und nm- 
anfaestanden war. nichts geschehen, in dem für die Befriedigung des vaterländischen Ehr¬ 
geizes, für die Beschäftigung des politischen Triebes kein tauglicher Inhalt war." Viele 
hatten eine Erneuerung des Kaiserreichs mit zeitgemäßen Reformen und mit Betheiligung 
Des Volks an der Gesetzgebung und am Staatshaushalt gehofft und gewünscht, und 
betrachteten daher mit Mißvergnügen das zerstückelte und gespaltene Deutschland, aus
	        
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