Vorwort.
Mehr als ein anderes Buch, vielleicht mehr sogar als jedes
andere Lehrbuch bedarf ein solches der Weltgeschichte bei seinem
Erscheinen eines Passierscheines, einer Rechtfertigung oder Ent¬
schuldigung. Denn fast unerschöpflich ist die Produktion auf
diesem Gebiet: Man könnte befürchten, daß es noch dahin kommt,
daß jede höhere Lehranstalt ihr eigenes Buch besitzt. Unter dem
Eindruck dieser Thatsache hat Verfasser lange ein gewisses Wider¬
streben nicht überwinden können, ehe er — zunächst äußerer
Aufforderung folgend — sich entschloß, in den Wettkampf der
bezeichneten Litteratur einzutreten. Seine Rechtfertigung — zunächst
vor dem eigenen Gewissen — bestand in dem Besitz einer Fülle
von Beobachtungen und Erfahrungen, gesammelt in einer fast
zwanzigjährigen Thätigkeit als Geschichtslehrer oberer Gymnasial¬
klassen, in der Gewinnung von Ansichten und Überzeugungen über
Methodik und Didaktik dieses Unterrichtszweiges, welche ebenso
sehr naturgemäß an sich wie vielfach verkannt in der Wirklichkeit
sich darstellen.
Über die normale Stellung des Geschichtsunterrichts im
Organismus der höheren Lehranstalten hat Verfasser seine An¬
sichten in der „Gegenwart" 1880 Nr. 34 n. 35 dargelegt. Er
bekennt sich als entschiedenen Gegner der Anschauung, daß diesem
Unterrichtszweig nur eine geringe geistbildende Kraft beiwohne,
daß das Wesen desselben in der Übung des Gedächtnisses, das
einzige oder Hauptziel in einer größeren oder geringeren Menge
von Kenntnissen bestehe. Kein Fach kann des Gedächtnisstoffes