Full text: Die neuere Zeit (Bd. 3)

— 302 — 
nover das Dreikönigsbündniss, wonach diese drei Staaten 
dem deutschen Volke eine von einem Reichstage zu bestäti¬ 
gende Verfassung geben sollten. Die Hauptführer der früheren 
kleindeutschen Partei versammelten sich zu Gotha und erklärten 
sich für einen deutschen Bundesstaat unter preussischer Spitze, 
26. Juni 1849. Da indess Baiern und Würtemberg sich dem 
Dreikönigsbündniss, obwohl sich dasselbe durch den Anschluss 
der kleineren Staaten zur „Union“ erweiterte, nicht anschlossen, 
so einigten sich Preussen und Oesterreich zum „Interim“ und 
übernahmen die einstweilige Ausübung der deutschen Central¬ 
gewalt bis zum 1. Mai 1850. In die Hände der preussischen 
und österreichischen Interimsbevollmächtigten legte dann der 
Erzhefzog Johann seine Macht nieder. Der von der Union 
am 20. März 1850 nach Erfurt berufene Reichstag wurde 
wegen Oesterreichs und Russlands Drohungen bald wieder auf¬ 
gelöst. Auf Oesterreichs Aufforderung sandten 13 Staaten 
wieder wie früher ihre Gesandten zum Bundestag nach Frankfurt. 
Die Entscheidung des Verfassungsstreites in Hessen 
vereitelte schliesslich alle preussischen Versuche zur Umge¬ 
staltung des Bundes. Der hessische Kurfürst Friedrich 
Wilhelm hatte auf den Rath seines Ministers Hassenpflug 
die Ständeversammlung zu Cassel, weil sie die Finanzvorlagen 
nicht billigen wollte, zweimal aufgelöst. Da aber jetzt die 
Staatsdiener und selbst ein Theil des Heeres den Gehorsam 
verweigerten, so flüchtete der Kurfürst nach Frankfurt und 
rief die Hülfe des Bundestages an. Dieser sagte seine Unter¬ 
stützung zu; aber der König von Preussen legte gegen die 
Bundeshülfe Verwahrung ein, weil Hessen noch zur Union ge¬ 
hörte. Schon rückte eine preussische Heeresabtheilung unter 
von der Groben in Hessen ein, während Oesterreich, Baiern 
und Würtemberg ein Heer zum Schutze des Kurfürsten und 
zur Wahrung des Bundesbeschlusses aufstellten. Aber auch 
jetzt wurde die preussische Regierung durch den Einfluss des 
russischen Kaisers Nicolaus, welcher mit dem Kaiser Franz 
Joseph, dem österreichischen Minister Fürsten Schwarzenberg 
und dem preussischen Ministerpräsidenten Grafen Brandenburg 
zu Warschau eine Zusammenkunft hielt und offen seine 
Theilnahme für Oesterreich erklärte, zur Nachgiebigkeit be-
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.