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nover das Dreikönigsbündniss, wonach diese drei Staaten
dem deutschen Volke eine von einem Reichstage zu bestäti¬
gende Verfassung geben sollten. Die Hauptführer der früheren
kleindeutschen Partei versammelten sich zu Gotha und erklärten
sich für einen deutschen Bundesstaat unter preussischer Spitze,
26. Juni 1849. Da indess Baiern und Würtemberg sich dem
Dreikönigsbündniss, obwohl sich dasselbe durch den Anschluss
der kleineren Staaten zur „Union“ erweiterte, nicht anschlossen,
so einigten sich Preussen und Oesterreich zum „Interim“ und
übernahmen die einstweilige Ausübung der deutschen Central¬
gewalt bis zum 1. Mai 1850. In die Hände der preussischen
und österreichischen Interimsbevollmächtigten legte dann der
Erzhefzog Johann seine Macht nieder. Der von der Union
am 20. März 1850 nach Erfurt berufene Reichstag wurde
wegen Oesterreichs und Russlands Drohungen bald wieder auf¬
gelöst. Auf Oesterreichs Aufforderung sandten 13 Staaten
wieder wie früher ihre Gesandten zum Bundestag nach Frankfurt.
Die Entscheidung des Verfassungsstreites in Hessen
vereitelte schliesslich alle preussischen Versuche zur Umge¬
staltung des Bundes. Der hessische Kurfürst Friedrich
Wilhelm hatte auf den Rath seines Ministers Hassenpflug
die Ständeversammlung zu Cassel, weil sie die Finanzvorlagen
nicht billigen wollte, zweimal aufgelöst. Da aber jetzt die
Staatsdiener und selbst ein Theil des Heeres den Gehorsam
verweigerten, so flüchtete der Kurfürst nach Frankfurt und
rief die Hülfe des Bundestages an. Dieser sagte seine Unter¬
stützung zu; aber der König von Preussen legte gegen die
Bundeshülfe Verwahrung ein, weil Hessen noch zur Union ge¬
hörte. Schon rückte eine preussische Heeresabtheilung unter
von der Groben in Hessen ein, während Oesterreich, Baiern
und Würtemberg ein Heer zum Schutze des Kurfürsten und
zur Wahrung des Bundesbeschlusses aufstellten. Aber auch
jetzt wurde die preussische Regierung durch den Einfluss des
russischen Kaisers Nicolaus, welcher mit dem Kaiser Franz
Joseph, dem österreichischen Minister Fürsten Schwarzenberg
und dem preussischen Ministerpräsidenten Grafen Brandenburg
zu Warschau eine Zusammenkunft hielt und offen seine
Theilnahme für Oesterreich erklärte, zur Nachgiebigkeit be-