Full text: Grundzüge der Sächsischen Geschichte für Lehrer und Schüler höherer Schulen

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Friedrich Wilhelm von Preußen) machten die Jserlinie unhaltbar und 1866. 
erzwangen den Rückzug nach Südosten. Erst bei Gitschin am 29. Juni 
kamen die Sachsen ins Gefecht (die Brigade „Kronprinz" bei Diletz), 
mußten aber trotz tapferster Gegenwehr unter herben Verlusten 
(27 Offiziere, 587 Mann) die Stellung aufgeben und sich auf die 
österreichische Hauptmacht bei Königgrätz zurückziehen. In der ge¬ 
waltigen Entscheidungsschlacht des 3. Juli bildeten sie auf dem Höhen¬ 
rande von Prfchim und Problns den äußersten linken Flügel und 
leisteten anfangs der Elbarmee erfolgreichen Widerstand. Erst als 
die Österreicher von der Armee des Kronprinzen von Preußen völlig 
umgangen wurden und in Auflösung nach der Elbe zurückwichen, 
traten auch die Sachsen nach schweren Verlusten (59 Offiziere, 
1489 Mann) in fester Ordnung den Rückzug an (Kronprinz Albert 
im 1. Jägerbataillon) und gingen bei Pardubitz über die Elbe. Die 
königliche Familie folgte den Truppen von Prag nach Wien. 
§ 114. Zu weiteren ernsten Kämpfen kam es indessen nicht, 
vielmehr machte zunächst der Vorfriede von Nikolsburg am 
26. Juli, dann der Friede von Prag am 23. August dem Kriege ein 
Ende. Er wahrte für Sachsen, vorbehaltlich seines Eintritts in den 
Norddeutschen Bund, den vollen Besitzstand, da Österreich dies zur 
Bedingung machte und Graf Bismarck einer französischen Einmischung 
durch raschen Friedensschluß zuvorkommen wollte. Benst nahm feine 
Entlassung und wurde durch R. von Friesen ersetzt. Doch kam der 
förmliche Friede zwischen Sachsen und Preußen erst am 21. Oktober in 
Berlin zustande. Sachsen trat dem zu gründenden Norddeutschen 
Bunde bei, organisierte seine Truppen als XII. Armeecorps nach 
preußischem Muster, überließ Post- und Telegraphenwesen an den 
Bund und zahlte 10 Millionen Thaler Kriegsentschädigung. Bis zur 
völligen Umgestaltung des sächsischen Heerwesens blieben preußische 
Truppen in den wichtigsten Städten und auf dem Königstein. Am 
26. Oktober kehrte König Johann nach Pillnitz zurück, am 3. November 
hielt er seinen Einzug in Dresden. Seine Proklamation „an meine 
Sachsen"* und seine Reise (mit dem Kronprinzen) nach Berlin 
am 17. Dezember leiteten das neue Bundesverhältnis aufs hoffnungs¬ 
reichste ein. 
§ 115. Mit dem Ausscheiden Österreichs aus dem deutschen 
Bunde war die deutsche Frage gelöst und der Boden für eine 
Neugestaltung unter Führung des von 5100 auf 6400 Quadratmeilen 
vergrößerten Preußen geebnet. Am 17. April 1867 nahm der erste 1867. 
Norddeutsche Reichstag die Verfassung des Norddeutschen 
Bundes an. Ein Gebiet von 7500 DMeilen mit 30 Mill. Ein¬ 
wohnern wurde dadurch in den wichtigsten Beziehungen (Heer und 
* „Mit derselben Treue, mit welcher ich zum alten Bunde gestanden, 
werde ich zur neuen Verbindung halten."
	        
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