Full text: Vom Westfälischen Frieden bis auf unsere Zeit (Teil 5)

82 Das Zeitalter der Zerstörung des alten Reichs und der Entstehung des neuen deutschen Kaisertums. 
Recht der Einzelpersönlichkeit ausging, das Königtum und die Zentral¬ 
gewalt untergraben, die Staatseinheit zerrissen, die Nation abhängig ge¬ 
macht von einer selbstsüchtigen, raMMenJßartei; sie hatte endlich eine 
Bürgerkrieg vorbereitet. Indessen berauschte sie sich an theatralischen 
Festen, wie es das große Verbrüderungsfest vom 14. Juli 1790 war. 
Mirabeau hatte sich vergeblich bemüht, dem Königtum eine größere 
Mirabeaus Machtvollkommenheit zu erhalten. Er starb im April 1791 und wurde mit 
großem Glanz begraben. Seitdem gewannen die jakobinischen Führer, 
auf den Pöbel gestützt, immer mehr Einfluß, vor allem Robespier re, 
Danton, der Führer im Klub der Cordeliers, und der blutdürstige Her- 
^König? Ausgeber des Ami du peuple, Marat. Unter diesen Umständen beschloß 
Juni 1791. der König mit seiner Familie.aüs Pa ritz zu.entfli.ehen; er dachte sich unter 
den Schutz eines ihm ergebenen Generals, der an der Ostgrenze stand, zu 
stellen. Aber er wurde erkannt, in Varennes aufgehalten, nach Paris zu- 
Sept. 1791. rückgeführt und die königliche Gewalt von der Nationalversammlung so 
lange suspendiert, bis er die neue Verfassung anerkannt hatte. Dar¬ 
auf löste sich die konstituierende Versammlung auf. 
Gironde. § 68. Die gesetzgebende Versammlung. Die neue, „gesetzgebende" 
Versammlung hat ihre Aufgabe, ein neues Recht zu schaffen, nicht erfüllt. 
Sie geriet von vornherein unter den Einfluß einer kleinen, aber durch 
rednerisches Talent ausgezeichneten Partei, der Girondisten, die ihren 
Namen daher hatten, daß ein Teil von ihnen aus Bordeaux stammte; sie 
gingen auf weitere Schmälerung der Macht des Königtums, bald genug 
auf seinen Sturz und auf Umwälzung der eben erst geschaffenen Verfassung 
aus. Zu ihnen gehörte Vergniaud, Sieyös, Roland und seine hoch¬ 
begabte, schwärmerische Frau. 
Ausbmch Während der König und die Königin nicht aufhörten auf den Beistand 
Krieges, des Auslandes zu hoffen und insbesondere Kaiser Leopold um Hilfe zu 
bitten, waren Ereignisse eingetreten, die zu einer wachsenden Spannung 
zwischen Frankreich und den beiden deutschen Großmächten führten. Zu¬ 
nächst waren durch den Umsturz der feudalen Staatsordnung auch die Besitz¬ 
rechte verletzt worden, welche mehreren deutschen Fürsten auf Grund des 
westfälischen Friedens im Elsaß zustanden. Andrerseits hatte Frankreich 
Grund, sich über die Rüstungen der Emigranten zu beschweren, die sich 
in den rheinischen Bischofsstädten aufhielten. Ferner waren zwar Kaiser 
Leopold II. und Friedrich Wilhelm II. bei ihrer Zusammenkunft zu Pill- 
schwere Vermögensschädigung Leiter Kreise und zugleich den religiösen 

Die gesetzgebende Versammlung 1791 — 92; die Campagne 
in Frankreich 1792.
	        
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