Die Pyrenäenbalbinsel.
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zur eigentlichen Regierungsbehörde. Das Volk war der Aufsicht einer
sorgfältig ausgebildeten Polizei unterworfen, wurde im übrigen aber
nur gering belastet und auch zum Kriegsdienste nicht herangezogen.
Die Republik führte ihre Kriege durch Söldner, indem sie Condottieri,
Söldnerhauptleute, in ihren Dienst nahm.
Die zweite Handelsstadt Italiens war Genua, das sich lange Genua,
mit Venedig in den Orienthandel geteilt hatte; ihm war die Insel
Korsika unterthänig. Während sich in Venedig die Aristokratie immer
in der Herrschaft behauptete, hatte Genua von den Kämpfen der
aristokratischen und demokratischen Partei zu leiden. Zeitweise mußte
es unter die Oberhoheit Frankreichs treten, bis Andreas Doria
und mit ihm Genua von der Partei Franz' I. von Frankreich zu
der Karls V. übertrat.
Im übrigen war in Oberitalien an die Stelle der republi- Mailand,
kanischen Verfassung zumeist die Tyrannis getreten, so vor allem in
Mailand, wo bis zur Mitte des fünfzehnten Jahrhunderts das herrsch¬
süchtige und grausame, aber glanz- und kunstliebende Geschlecht der
Visconti, dann die Condottieresamilie der Sforza herrschte, bis
nach dem Sturz von Ludovico il Moro Mailand an Frankreich kam. 1500.
Pfetnont endlich wurde von dem altangestammten Grafen-, Savoyen,
dann Herzogsgeschlecht von Savoyen beherrscht.
Tie Pyrenäenhalbinsel.
§ 106. Nach der Schlacht bei Jerez de la Frontera waren 711.
die Westgoten in die Gebirge des nördlichen Spaniens zurückgedrängt
worden; unter den Chalisen von Cordova erreichten Landwirtschaft
und Gewerbe, Kunst und Wissenschaft eine hohe Blüte. Allmählich
entstanden die christlichen Staaten Kastilien, Navarra, Aragonien, Christliche
Barcelona. In den Kämpfen mit den Mauren, die Jahrhunderte Königreiche,
lang dauerten, erfüllte sich die spanische Ritterschaft zuerst mit jenem
religiösromantischen Sinn, der sich allmählich dem ganzen abend¬
ländischen Adel aufprägte; als spanischer Nationalheld erscheint der
Cid, Don Rodrigo Diaz von Bibar, der 1099 starb. In diesen
Kriegen wurden die Mauren langsam zurückgedrängt; zugleich bildeten
sich zwei größere Reiche heraus, Kastilien und Aragonien, denen
seit Beginn des zwölften Jahrhunderts Portugal zur Seite trat.
Von der größten Bedeutung war es, daß durch die Heirat
Ferdinands des Katholischen von Aragonien und Jsabellas J^dinand^
von Kastilien die Vereinigung dieser Länder eingeleitet wurde, und 0
daß durch die Eroberung des Königreichs Granada der letzte Rest 1492- /
maurischer Herrschaft auf der Halbinsel verschwand. Ferdinand und
Jsabella waren, geleitet von den Ratschlägen des Kardinals Limenez,