Die Ursachen der Völkerwanderung. Das römische Reich.
11
dem mächtigen Thorbau der Porta nigra noch gewaltige Denkmäler
der Römerzeit besitzt; sodann Coblenz (Gonfluentes), Bonn (Bonna),
Aachen (Aquae Calidae), Nimwegen (Xoviomagus), Utrecht (Traiec-
tus). In Obergermanien (Germania .superior) sind besonders
die alte Keltenstadt Mogontiacum (Mainz), das Hauptquartier der
oberrheinischen Armee, Argentoratum (©trafjfmrg) und Vindonissa
(Windisch a. d. Aares'zu nennen. In den Donauprovinzen lagen
die Städte Augusfa Vindelicorum (Augsburg), Castra Regina
(Regensburg), Castra Batava (Passau), Vindobona (Wien), Gar- Römer-
nuntum. Heerstraßen verbanden die Grenzlande mit dem Süden: m eu‘
eine wichtige Straße führte von Lugdunum (Lyon) über Metz nach
Mainz und Köln, eine zweite von Aosta über den großen St. Bernhard
nach dem Genfer See und dann den Rhein entlang, eine dritte
über den Brenner nach Augsburg.
So erwuchs in den Grenzlanden Germaniens eine römische Kultur der
Kultur von vorzugsweise militärischem Charakter, von der vielfache Grenzlande.
Reste von Festungsbauten, Straßen, Heiligtümern, Landhäusern,
aufgefundene Mosaikfußböden, Grabsteine, Waffen, Geräte, Münzen
zeugen; damals wurde der Wein und andere Obstarten nach dem
Rhein verpflanzt. Für die Entwickelung der germanischen Kultur Rückwirkung
war dies in doppelter Beziehung von Bedeutung: einmal, indem Germanen,
durch den Grenzverkehr den Germanen mancherlei Kenntnisse, zu¬
mal technischer Art, zugeführt wurden; sodann, indem ihnen durch
die Schließung der Grenzen eine fernere erobernde Ausdehnung nach
Westen und Süden vorerst unmöglich gemacht wurde und sie sich
auf eine bessere Ausnutzung des Bodens und auf Ausdehnung
ihrer Ackerflur durch Rodung des Waldes angewiesen sahen. Die
Folge dieser wirtschaftlichen Fortschritte war stärkere Seßhaftigkeit.
2. Die Zeit der Völkerwanderung.
Die Ursachen der Völkerwanderung. Das römische Reich.
§ 9. Die Ursache» der Völkerwanderung. Seit dem Ende des
zweiten Jahrhunderts v. Chr. begann ein fortwährendes Eindringen
der Germanen in das römische Reich. Der wesentliche Grund dafür
war, daß bei der immer noch — ganz besonders bei den Ostgermanen Landnot.
— extensiven und wenig ausgebildeten Ackerwirtschaft der Boden der
wachsenden Bevölkerung nicht genügte, weshalb ganze Völker oder
Bruchstücke von Völkern sich aufmachten, um neue Wohnsitze zu suchen.