Full text: Deutsche Geschichte bis zum Westfälischen Frieden (Teil 4)

46 
Die deutsche Kaiserzeit 919—1250. 
Haber um den Thron auf das schwerste litt; eben jetzt hatte Mark¬ 
graf Berengar von Jvrea die Witwe des letzten Königs, Adel¬ 
heid, in seine Gewalt gebracht und suchte sie zu nötigen, seinem 
Sohne Adalbert die Hand zu reichen. Aber sie entkam aus der 
Haft und rief den deutschen König um Hilfe an. Schon Ottos 
Bruder Heinrich von Bayern und sein Sohn Liudolf von Schwaben 
hatten begonnen, die benachbarten Teile Italiens zu erobern; jetzt 
95i. überschritt er selbst die Alpen, vermählte sich in Pavia mit Adel¬ 
heids und nahm den Titel eines Königs der Langobarden an. 
Doch übertrug er im Jahre 952 das Königreich Italien an Berengar 
als Lehen, während Heinrich Friaul und Verona erhielt. 
Liudolfs und Über die Bevorzugung Heinrichs erbittert, schloß sich Liudolf 
Konrads 953. mit feinem Schwager Konrad von Lothringen zusammen; beide 
empörten sich. Otto geriet in eine gefahrvolle Lage; zugleich brachen 
in das vom Bürgerkrieg zerrissene Dentschland wieder die Ungarn 
unter furchtbaren Verheerungen ein. Aber gerade diese nationale 
Gefahr bewirkte, daß die Empörer ihren Anhang verloren; sie mußten 
sich unterwerfen, und Liudolf verlor Schwaben, Konrad Lothringen. 
Letzteres unterstellte Otto seinem jüngsten Bruder Bruno, der Geist¬ 
licher geworden und von ihm zum Kanzler des Reichs und zum Erz¬ 
bischof von Köln erhoben worden war; später teilte er es in die 
Herzogtümer Ober- und Niederlothringen und that so den 
ersten Schritt zur Zertrümmerung der Stammesherzogtümer. Erz¬ 
bischof von Mainz wurde Wilhelm, ein unebenbürtiger Sohn Ottos. 
schlac^955 Die Ungarn wurden 955 von Otto bei Augsburg auf dem 
Lechfelde völlig und entscheidend geschlagen; in dieser Schlacht fiel 
Konrad der Rote, der den Heerhaufen der Franken führte. Seitdem 
hörten die Einfälle der Ungarn auf; sie wurden allmählich ein se߬ 
haftes Volk. 
^osxwan- § 45. Die Ncichsvmvaltung. Nunmehr war Ottos Herrschaft 
in Deutschland gesichert. Eine feste Residenz hatte er nicht; sein Hof 
wanderte von Pfalz zu Pfalz, wo er die Überschüsse der nahegele- 
Reichsein- genen Reichsgüter aufzehrte. Denn die wichtigsten Staatseinkünfte 
kuufte. ^ammten auch ferner aus den ausgedehnten Gütern des Reiches und 
der Kirche. Dazu kamen die Einkünfte aus der Gerichtsbarkeit, dem 
Zoll- und Münzregal, auch aus den Bergwerken, die unter Otto 
im Harz bei Goslar entstanden, und die Tribute unterworfener 
Völker, besonders der Wenden. Auf seinen Pfalzen hielt der König 
Gericht. Gericht ab. Eine allgemeine Gesetzgebung wurde nicht ausgebildet. 
1) Seine erste Gemahlin Editha, neben der er in Magdeburg be¬ 
graben liegt, war eine angelsächsische Prinzessin.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.