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Die deutsche Kaiserzeit 919—1250.
Haber um den Thron auf das schwerste litt; eben jetzt hatte Mark¬
graf Berengar von Jvrea die Witwe des letzten Königs, Adel¬
heid, in seine Gewalt gebracht und suchte sie zu nötigen, seinem
Sohne Adalbert die Hand zu reichen. Aber sie entkam aus der
Haft und rief den deutschen König um Hilfe an. Schon Ottos
Bruder Heinrich von Bayern und sein Sohn Liudolf von Schwaben
hatten begonnen, die benachbarten Teile Italiens zu erobern; jetzt
95i. überschritt er selbst die Alpen, vermählte sich in Pavia mit Adel¬
heids und nahm den Titel eines Königs der Langobarden an.
Doch übertrug er im Jahre 952 das Königreich Italien an Berengar
als Lehen, während Heinrich Friaul und Verona erhielt.
Liudolfs und Über die Bevorzugung Heinrichs erbittert, schloß sich Liudolf
Konrads 953. mit feinem Schwager Konrad von Lothringen zusammen; beide
empörten sich. Otto geriet in eine gefahrvolle Lage; zugleich brachen
in das vom Bürgerkrieg zerrissene Dentschland wieder die Ungarn
unter furchtbaren Verheerungen ein. Aber gerade diese nationale
Gefahr bewirkte, daß die Empörer ihren Anhang verloren; sie mußten
sich unterwerfen, und Liudolf verlor Schwaben, Konrad Lothringen.
Letzteres unterstellte Otto seinem jüngsten Bruder Bruno, der Geist¬
licher geworden und von ihm zum Kanzler des Reichs und zum Erz¬
bischof von Köln erhoben worden war; später teilte er es in die
Herzogtümer Ober- und Niederlothringen und that so den
ersten Schritt zur Zertrümmerung der Stammesherzogtümer. Erz¬
bischof von Mainz wurde Wilhelm, ein unebenbürtiger Sohn Ottos.
schlac^955 Die Ungarn wurden 955 von Otto bei Augsburg auf dem
Lechfelde völlig und entscheidend geschlagen; in dieser Schlacht fiel
Konrad der Rote, der den Heerhaufen der Franken führte. Seitdem
hörten die Einfälle der Ungarn auf; sie wurden allmählich ein se߬
haftes Volk.
^osxwan- § 45. Die Ncichsvmvaltung. Nunmehr war Ottos Herrschaft
in Deutschland gesichert. Eine feste Residenz hatte er nicht; sein Hof
wanderte von Pfalz zu Pfalz, wo er die Überschüsse der nahegele-
Reichsein- genen Reichsgüter aufzehrte. Denn die wichtigsten Staatseinkünfte
kuufte. ^ammten auch ferner aus den ausgedehnten Gütern des Reiches und
der Kirche. Dazu kamen die Einkünfte aus der Gerichtsbarkeit, dem
Zoll- und Münzregal, auch aus den Bergwerken, die unter Otto
im Harz bei Goslar entstanden, und die Tribute unterworfener
Völker, besonders der Wenden. Auf seinen Pfalzen hielt der König
Gericht. Gericht ab. Eine allgemeine Gesetzgebung wurde nicht ausgebildet.
1) Seine erste Gemahlin Editha, neben der er in Magdeburg be¬
graben liegt, war eine angelsächsische Prinzessin.