Full text: Deutsche Geschichte bis zum Westfälischen Frieden (Teil 4)

Der erste Kreuzzug 1096 —1099. 61 
Die Pflegerin der Wissenschaft, vornehmlich der Geschicht- Wissenschaft 
Schreibung, und der Kunst, vor allem der Baukunst, blieb auch in 
diesem Zeitraum die Geistlichkeit. Auch die deutschen Ge¬ 
dichte, die in* jener Zeit entstanden, z. B. das Annolied, sind von 
Geistlichen geschaffen. 
Der erste Kreuzzug. 10116 —1000. 
§ 59. Ursachen der Kreuzzüge. Die Kreuzzüge erklären sich Ammung. 
einerseits aus der tiefreligiösen, weltflüchtigen Stimmung, welche in 
jener Zeit aller Stände ergriff, zur Gründung neuer Mönchsorden, 
des Cisterzienserordens (von CNeaux in Burgund) und des 
Kartäuserordens (von Chartreuse in der Dauphins) führte, dem 
Papsttum in seinem Kampfe gegen den Staat zu Hilfe kam und sich 
ganz besonders in einer außerordentlichen Zunahme der W all - 
fahrten nach dem heiligen Grabe äußerte; andrerseits aus der 
Lust an abenteuerlichen, beuteverheißenden Kämpfen, welche den im Abenteuer¬ 
ganzen Abendland zahlreich vorhandenen, wirtschaftliche Erwerbs¬ 
thätigkeit verachtenden ritterlichen Lehnst e l erfüllte. In Italien 
und Spanien war die Ritterschaft bereits im Glaubenskriege begriffen. 
(Auch die italischen Seestädte, Amalsi, Pisa, Venedig, Genua, 
pflegten, während sie gewinnreichen Handel mit der Levante trieben, 
zugleich durch Streifzüge die Küsten der Sarazenen heimzusuchen) 
Daß aber eine umfassende Unternehmung zur Wiedereroberung 
heiligen Stätten zustande kam, war die That des Papsttums, das Papsttum, 
ein ungeheures Anwachsen seiner Macht erwarten durfte, wenn es 
ihm gelang die Welt für eine solche religiöse Aufgabe unter die 
Waffen zu rufen. Schon Gregor VII. hatte einen Feldzug geplant, 
* um dem byzantinischen Kaiser gegen die seldschuckischen Türken bei* 
zustehen, die, aus Turan gekommen, fast ganz Vorderasien sich untere' ^ ^ ^ 
worsen hatten. Als jetzt der Kaiser Alexius Komnenus btis^v 
Hilfegesuch wiederholte, nahm Urbart II. diesen Gedanken auf; auf 
den Konzilien von Piacenza und Clermont begeisterte er Unzählige 1095. 
für den Kreuzzug. Feurige Prediger, vor allen der Klausner Peter 
von Amiens, trugen die Bewegung weithin durch die Lande. 
§ 60. Der erste Kreuzzug. Zwar die ungeordneten, zuchtlosen ^euzzugs^ 
Scharen, die unter Peter von Amiens, Walther von Habe- 
nichts und anderen nach Konstantinopel aufbrachen und ihren Marsch 
vielfach durch Verwüstungen und Judenverfolgungen bezeichneten, fan¬ 
den teils in Ungarn oder Bulgarien, teils vor Nicäa ihren Unter- i096. 
gang. Aber ihnen folgten wohlgerüstete, reisige Haufen, nicht von 
Königen geführt — denn wie Heinrich IV., so war auch der König
	        
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