Full text: Vom Westfälischen Frieden bis auf unsere Zeit (Teil 5)

Jakob I. und Karl I. 
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Buckingham wurde bald darauf zu Portsmouth ermordet. Im 
nächsten Jahre löste Karl das Parlament von neuem auf und ver- //f 
suchte seitdem ohne Parlament zu regieren, indem er zugleich mit ^ ' 
Spanien und Frankreich Frieden schloß. 
§ 4. Karls absolutes Regiment. Karls erste Ratgeber waren Absolutes 
jetzt Thomas Wentworth, Graf von Strafford, bisher ein 
Führer seiner Gegner, ein bedeutender, energischer Staatsmann, der 
sich insbesondere als Statthalter von Irland große Verdienste er¬ 
worben hatte, und William Saud, Erzbischof von Canterbury, 
der Führer der hochkirchlichen Partei. Die königlichen Kassen wur- Schiffsgeld. 
den gefüllt durch die ungesetzliche Erhebung des Schiffsgeldes, 
einer sonst nur in Kriegszeiten und nur von den an der Küste 
liegenden Städten und Grafschaften erhobenen Steuer. Widerstand 
suchte man durch gesetzwidrige Verhaftung oder gerichtliche Anklagen 
zu ersticken; die Richter wagten selten dem königlichen Willen ent¬ 
gegenzutreten. Auch John Hampden, ein Landedelmann, der sich 
weigerte das Schiffsgeld zu bezahlen, wurde gerichtlich zur Zahlung 
verurteilt, gewann aber durch jenen Prozeß die Sympathien von 
ganz England. 
In kirchlicher Beziehung schritt die Regierung auf dem be- Kirchliche 
tretenen Wege fort, gestaltete die gottesdienstlichen Formen immer Maßnahmen, 
prunkvoller, begünstigte katholische Einrichtungen, wie das Cölibat 
und die Beichte, und setzte andersgesinnte Geistliche ab. Während 
die Hofhaltung immer prächtiger und üppiger wurde — damals 
waren Rubens und van Dyck Gäste des Königs —, bemächtigte 
sich weiter Kreise der Bevölkerung eine dumpfe Verzweiflung; so 
erhielten denn die „Pilgerväter", strenggläubige Puritaner, die Auswande- 
noch unter Jakob I. sich in Neu-England angesiedelt und dort run9‘ 
ein Staatswesen auf streng sittlicher, biblischer Grundlage errichtet 
hatten, starken Zuzug durch unzufriedene Gesinnungsgenossen. 
Ein Umschwung trat ein, als der König und Laud versuchten Der schottische 
auch in Schottland ähnliche kirchliche Neuerungen durchzuführen, ^fstand. 
die Presbyterialverfassung durch Erweiterung der bischöflichen Macht¬ 
befugnisse und Begründung des königlichen Supremats, den Gottes¬ 
dienst durch Einführung einer neuen Liturgie umzugestalten. Als 
im Jahre 1637 die letztere in der Edinburger Kathedrale zum 
erstenmal angewandt wurde, entstand ein Tumult; der Ausstand 
ergriff bald das ganze Land, und der Covenant wurde geschlossen, 
ein Bund zur Bekämpfung jeder Art von „Papismus". Als das 
schottische Heer die Grenze von England überschritt, mußte sich 
Karl, um seinerseits rüsten zu können, wieder an das Parlament 
wenden.
	        
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