fullscreen: Geschichte des Mittelalters (Bd. 2)

Herzogthum Burgund, die Mittelmacht zwischen Deutschland u. Frankreich. 319 
Nancy mußte sich ergeben und Renat in die Schweiz flüchten. Jetzt 
wandte Karl sich gegen die Schweizer, gegen die er nicht ohne Grund 
rasend erbittert war. 
Wie die Schweizer an den Burgunder gehetzt wurden. 
Die Schweizer waren dem Hause Oesterreich tief verhaßt und mit 
Recht, denn 1460 hatten sie dem Herzog Sigismund von Oesterreich mitten 
im Frieden Thurgau und bald darauf Rapperswyl weggenommen; auch 
im Jahre 1368 bekriegten sie Sigismund muthwilliger Weise. Die öster¬ 
reichischen Fürsten suchten daher die Franzosen gegen die Schweizer zu 
benutzen wie im Jahre 1444, aber der König Ludwig XI. war dafür 
viel zu klug. Jetzt wandten sie sich auf Ludwigs Rath an den Herzog 
von Burgund, der sich sehr bereitwillig zeigte und nicht ahnte, daß ihn 
Ludwig XI. mit den Deutschen in Verwicklung und Feindschaft zu ver¬ 
stricken suche. Sigismund, der durch den Schweizerkrieg tief in Schulden 
gerathen und ohnehin ein ganz schlechter Haushälter war, verpfändete 
1469 seine Städte im Elsaß, im Breisgau und am Oberrhein an Karl 
um 80,000 Gulden. Im Jahre 1472 kam wirklich ein Bund zwischen 
Karl und den Habsburgern gegen die Schweizer zu Stande, welche 
durch Unterhandlungen hingehalren wurden. 
Nun hätte aber Sigismund seine verpfändeten Landschaften und 
Städte, die ihn dringend um Wiedereinlösung aus der burgundischen 
Pfandherrschaft baten, ehrenhalber gerne zurückgehabt, und verlangte hie¬ 
zu Ludwigs, seines Freundes, gute Dienste; dieser wollte sich aber nicht 
mit Karl Überwerfen und bot alle seine Kunst auf, um ihn mit Oester¬ 
reich und den Eidgenossen zu entzweien. Die Häupter der Eidgenossen, 
namentlich die bernischen Herren von Diesbach, hatte er mit Geld ge¬ 
wonnen, und auf ihr Zureden und auf des Königs Rath brachten Basel, 
Schlettstadt, Kolmar und Straßburg die 80,000 Gulden der Pfandsumme 
zusammen, die nun Sigismund dem Burgunder anbot. Dieser gerieth 
in großen Zorn, denn er wollte die Städte nicht wieder herausgeben, 
und erklärte, wenn Sigismund bezahle, nehme er die Einlösung des 
Pfandes an, aber nicht von anderen. Zu seinem Unsterne hatte er aber 
über die verpfändeten Städte einen Vogt, Peter von Hagenbach, gesetzt, 
der den Bürgern mit ausgesuchtem Hohne begegnete und sie durch Grau¬ 
samkeit und Zügellosigkeit erbitterte. Als nun verlautete, der Herzog 
Sigismund wolle die Pfandschaft auslösen und stehe mit den Eidgenossen 
in gutem Einvernehmen, da empörten sich die Bürger von Breisach, als 
sie der Vogt an einem Feiertage zu Schanzarbeiten zwingen wollte, und 
nahmen ihn gefangen. 
Wirklich hatte Ludwig die Schweizer, deren Stolz der Vogt Hagen¬ 
bach auf jede mögliche Weise empörte und denen Karls Eroberungsge¬
	        
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