Full text: Vom Westfälischen Frieden bis auf unsere Zeit (Teil 5)

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Das Zeitalter des Emporkommens Preußens. 1648—1786. 
Handel. 
Kolonien. 
Geistiges 
Leben. 
Der große 
Kurfürst. 
besonderem Vorteil war es, daß die Refugies, wie überhaupt 
höhere Bildung, so insbesondere industrielle Fertigkeit mitbrachten. 
Dem Handel kam es zu gute, daß er Straßen anlegte, daß 
er den Mülroser Friedrich-Wilhelms-Kanal baute, wodurch er 
den schlesischen Handel über Berlin zu leiten suchte, und daß er 
eine Post begründete, die von Königsberg bis Cleve ganz Nord¬ 
deutschland durchquerte. Zugleich suchte er aber Brandenburg am 
Welthandel zu beteiligen. Mit Hilfe des Holländers Benjamin 
Raule, des ersten brandenburgischen Admirals, schuf er eine Kriegs¬ 
flotte. Im schwedischen Kriege zuerst brachten seine Kaperschiffe 
feindliche Kauffahrer auf; als sich später Spanien weigerte die ge¬ 
schuldeten Subsidien zu zahlen, nahmen seine Fregatten ein spanisches 
Kriegsschiff fort. Erschuf eine afrikanische Handelsgesellschaft^), 
deren Sitz er bald nach Emden verlegte, und gründete an der Küste 
von Guinea mehrere Forts, deren wichtigstes Groß-Friedrichs- 
burg war. Trotz der Anfeindungen der Holländer blühte die Kom¬ 
pagnie eine Zeit lang; nachher sank sie, und Friedrich Wilhelm I. hat 
den Kolonialbesitz an Holland verkauft. 
Das wissenschaftliche Leben suchte er z. B. dadurch zu 
fördern, daß er in Duisburg eine Universität gründete, die dritte 
in seinen Landen. Den großen Staatsrechtslehrer und Historiker 
Pufendorf berief er nach Berlin, wo dieser die Geschichte seiner 
Regierung geschrieben hat. In religiöser Beziehung war er tole¬ 
rant. Er verbot durch ein Edikt den Geistlichen der beiden evan¬ 
gelischen Konfessionen, sich gegenseitig von der Kanzel aus zu be¬ 
kämpfen und forderte von ihnen die Unterschrift eines Reverses, in 
dem sie sich zum Gehorsam verpflichteten. Paulus Gerhardt, der 
sich dessen weigerte, wurde damals seines Amtes entsetzt. 
Unter dem großen Kurfürsten spielte Brandenburg zum ersten 
Male eine selbständige Rolle in den Händeln der europäischen Staaten. 
Seine Politik diente allein den brandenburgischen Interessen; aber 
seine Gegner, Polen, Franzosen und Schweden, waren doch zu¬ 
gleich die Gegner der nationaldeutschen Entwickelung. Wie er über 
sein fürstliches Amt dachte, zeigen die Worte, die er seinen Söhnen 
in die Feder diktierte: Sic gesturus sum principatum, nt sciam 
rem populi esse, non meam privatam. Er hat das Staatsgebiet 
1) Ein wesentliches Kennzeichen der Handelspolitik des 17. und 
18. Jahrhunderts sind die großen Handelsgesellschaften, welche, mit 
umfassenden Borrechten durch die Regierungen ausgestattet, den Handel in 
bestimmten überseeischen Gegenden monopolisierten und oft auch staatliche 
Hoheitsrechte dort ausübten. Die großartigsten sind die holländisch-ost¬ 
indische, die holländisch-westindische und die englisch-ostindische 
Compagnie.
	        
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