Wissenschaft und Kunst im Zeitalter des PerikleS.
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Säulen umgeben, in seinen Giebeln mit den wundervollsten Statuen, an
den Tempelwänden mit der Reliefdarstellung des Panathenäenzuges von der
Hand des Phidias und seiner Schüler geschmückt; dieser Tempel enthielt
das berühmte, aus Gold und Elsenbein gearbeitete Standbild der Jungsrau
Athene, das ebenfalls Phidias geschaffen hatte. Links erblickte man das
Erechtheion; dieser Tempel hatte seinen Namen von dem athenischen
Heros Erechtheus, der dort mit der Athene zugleich verehrt wurde. Er
war im ionischen Stil errichtet; die ionische Säule unterscheidet sich
von der dorischen dadurch, daß sie eine Basis hat und ihr Kapitäl mit
einem Eierstab und darüber mit schneckenförmigen Voluten geschmückt ist.
Eine besondere Zierde des Erechtheions bildet die Karyatidenhalle, deren
Deckbalken anstatt der Säulen durch schlanke Mädchengestalten getragen
wird. Heute stehen jene Bauten halb zerstört, und ihre schönsten Bild¬
werke sind aus Athen fortgeführt; aber noch die Trümmer sind schön, und
jene Stätte ist geweiht für alle Zeiten.
Eine zweite herrliche Kunststätte war Olympia (vgl. §22), dessen Olympia.
Trümmer aus Kosten des Deutschen Reiches bloßgelegt worden sind. Dort
erhob sich, in dorischem Stile erbaut, von Säulen umgeben, der große
Zeustempel; ein Erdbeben hat ihn später zerstört. In ihm stand das Bild
des Zeus, von Phidias, wie das der Athene im Parthenon, aus
Gold und Elsenbein gebildet; auf einem Sessel thronend, war der Gott dar¬
gestellt, von gewaltigen Formen, majestätisch-mildem Gesichtsausdruck, auf der
rechten Hand eine Siegesgöttin, in der linken ein Zepter haltend. In einem
anderen Tempel des olympischen Festplatzes stand ein Bild des Hermes mit
dem kleinen Dionysos auf dem Arme, ein Werk des Praxiteles, der
um die Mitte des 4. Jahrhunderts v. Chr. lebte; diese herrliche Statue ist,
wenn auch nicht vollständig erhalten, aufgefunden worden.
In Delphi haben die Franzosen Ausgrabungen veranstaltet. Die Delphi.
Orakelstätte befand sich in einem Hochtal des Parnaßgebirges, am Fnße
mächtiger, steil abstürzender Kalkfelsen. Auch hier ist der Tempel, der
das Apollobild enthielt, und in dem einst die Priester den Sprüchen
der Pythia lauschten, durch ein Erdbeben zerstört worden. Eine Fülle
kostbarster Weihgeschenke war, wie in Olympia, so in Delphi zu finden.
Überall schmückten sich die hellenischen Städte mit herrlichen Tempel¬
bauten. Von dem berühmten Tempel der Artemis zu Ephesus,Ephesus,
der für eines der sieben Wunder der Welt galt, sind nur ganz geringe
Reste vorhanden. Auch das gewaltige Heiligtum des Zeus zu A g r i - wgttgent.
gent (heute Girgenü) in Sizilien liegt in Trümmern; dagegen stehen zwei
andere Tempel Agrigents noch zum größten Teile aufrecht. Besonders schön