Der SeerSuberkrieg und der dritte mithridatiscke Krieg.
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Da ward P o m p e j u s zum Oberbefehlshaber gegen sie ernannt und Pompejur.
mit einer ganz außergewöhnlichen Machtvollkommenheit betraut. In einer
glänzenden Weise führte er seine Aufgabe aus; die Besiegung der
Seeräuber ist seine bedeutendste Tat. Er landete daraus in Cilicien und
nahm Burg auf Burg; da ward ihm auch der Oberbefehl in dem dritten
mithridatischen Kriege übertragen.
§ 96. Der dritte milhridatische Krieg. Mit M i t h r i d a t e s war
kurz nach Beendigung des ersten Krieges ein zweiter entstanden, der indessen
ohne Bedeutung ist. Im Jahre 74 aber hatte er von neuem die Waffen
ergriffen. Er war jetzt um so gefährlicher, als der König Tigranes
von Armenien, sein Schwiegersohn, mit ihm verbündet war. Den Ober¬
befehl gegen beide übernahm zuerst Licinius Lucullus. Dieser hatte Lucius,
zuerst große Erfolge; er eroberte den Pontus und drang tief in das bergige,
unwegsame Armenien ein, bis er durch eine Meuterei seiner Soldaten
genötigt wurde den Rückzug anzutreten. Jetzt kehrte Mithridates wieder in
den Pontus zurück. Lucullus wurde vom Heere abberufen; alles, was er
gewonnen hatte, schien wieder verloren zu sein. Er lebte seitdem im Genuß
seiner Reichtümer, in Muße und Üppigkeit; seine Mahlzeiten, seine Land¬
häuser waren wegen ihrer verschwenderischen Pracht berühmt. Seine Gärten
füllte er mit fremden Bäumen; auch die Kirsche hat er in Europa eingeführt.
Nun wurde Pompe jus der Oberbefehl übertragen; und er erfüllte ««
wiederum die auf ihn gesetzten Hoffnungen. Mithridates mußte von
neuem aus dem Pontus fliehen. Er begab sich nach der Nordküste des
schwarzen Meeres, wo die griechischen Kolonien ihm untertänig waren. In¬
dessen wandte sich Pompejns gegen Tigranes, der keinen Widerstand
wagte, sondern als Flehender in sein Lager kam und sich ihm unbewaffnet zu
Füßen warf; er mußte die Oberhoheit Roms anerkennen. Dann führte er
sein Heer bis an den Kaukasus heran, kehrte aber nach einigen Kämpfen
mit den bort hausenden Bergvölkern wieder um und durchzog als Sieger,
Friede und Ordnung stiftend, Städte gründend, wie einst Alexander,
Vorderasien vom schwarzen Meere bis nach Palästina. Teils fchuf er
römische Provinzen, wie Cilicien und Syrien, teils ließ er die Staaten der
einheimischen Könige bestehen; aber überall stellte er die Herrschaft Roms
her. In Jerusalem brach er den Widerstand einer der jüdischen Parteien
und nahm den hartnäckig verteidigten Tempelberg durch Sturm.
— Als Pompejus bei Jericho stand, meldeten ihm lorbeerbekränzte Boten
den Tod des Mithridates. Einer seiner Söhne, Pharnaces,
hatte sich gegen den Vater erhoben. Als auch das Heer zu diesem abfiel,