Full text: Von der französischen Staatsumwälzung bis zur Gegenwart (H. 4)

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V. Das Zeitalter Kaiser Wilhelms T. 
Durch das ganze deutsche Volk ging ein Zug der Begeisterung, 
ähnlich wie im Frühling 1813. Freiligrath, Geibel und andre Sänger 
begleiteten die Kriegsereignisse mit ihren schwungvollen vaterländischen 
Liedern. 
Aufmarsch der Truppen. Es erfolgte der Aufmarsch der Truppen. 
Die Deutschen stellten drei Heere auf. Das erste nahm unter General 
von Steinmetz Aufstellung bei Saarbrücken. Das zweite stand bei 
Mainz; Befehlshaber war Prinz Friedrich Karl; das dritte hatte in 
der Bayrischen Rheinpfalz Stellung genommen; zu diesem gehörten 
die süddeutschen Truppen; Heerführer war dort Kronprinz Friedrich 
Wilhelm von Preußen. Den Oberbefehl über sämtliche deutsche 
Truppen führte König Wilhelm von Preußen. Um den König war 
der Große General st ab vereinigt, auch der Ministerpräsident Graf 
Bismarck und der Kriegsminister von Roon befanden sich in der Um¬ 
gebung des Königs. Die Franzosen hatten zwei Heere ausgestellt. Das 
erste oder Hauptheer stand bei Metz unter dem Befehle des Marschalls 
Bazaine, das zweite war bei Weißenburg, Wörth und Nancy zerstreut 
ausgestellt; Befehlshaber war Marschall Mac Mahon. Den Oberbefehl 
über sämtliche französische Truppen führte anfangs Kaiser Napoleon III., 
später Marsch all Bazaine. (Karte Seite 91.) 
Kämpfe. Am 2. August wurde der Kampf eröffnet. Die Franzosen 
griffen mit großer Übermacht ein paar preußische Kompagnien bei Saar¬ 
brücken an; diese zogen sich nach tapfrer Gegenwehr geordnet und ohne 
erhebliche Verluste zurück. Napoleon war mit seinem Sohne Louis bei 
dem Gefechte zugegen und sandte einen glänzenden Siegesbericht an die 
Kaiserin Eugenie nach Paris. Einige Tage waren die Franzosen Herren 
von Saarbrücken, dann rückten Verstärkungen an; am 6. August erstürmten 
diese die Spicherer Höhen und trieben die Franzosen landeinwärts zurück. 
Am 3. August überschritt Kronprinz Friedrich Wilhelm mit seinen 
Truppen die Lauter.1) Nun standen die ersten deutschen Truppen auf 
französischem Boden. An der Lauter, nahe der dentsch-sranzösischen Grenze, 
liegt die Stadt Weißenburg. Dort stand eine Abteilung der Armee 
Mac Mahons. Der Kronprinz griff diese am 4. August an und schlug 
sie in die Flucht. Gleichzeitig wurde der Geißberg bei Weißenburg 
erstürmt. Nach diesem Siege eilte der Krouprinz in südlicher Richtung auf 
Wörth zu. Dort erfocht er am 6. August einen Sieg über den 
Marschall Mac Mahon. Dieser zog sich in westlicher Richtung nach 
Chalons an der Marne zurück und sammelte dort ein neues Heer. 
Die Festung Straßburg wurde eingeschlos' 
*) Vorher war Graf Zeppelin, der berühmte Lustschiffer, damals württem- 
bergischer Hauptmann, mit drei badischen Offizieren und vier Dragonern über Lauter¬ 
burg auf einem kühnen Rekognoszierungsritt bis Wörth und Fröschweiler vorge¬ 
drungen und mit knapper Not der Gefangennahme entgangen.
	        
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