Full text: Lehrbuch der Geschichte des Altertums für die oberen Klassen höherer Mädchenschulen

f 
— 62 — 
ja sogar mit Tätlichkeiten Lust. Die Schauspieler des Trauerspiels 
trugen reich gestickte Gewänder von Hellen Farben und mit glänzenden 
Zieraten besetzt; im Lustspiel hingegen wurde im allgemeinen die Tracht 
des gewöhnlichen Lebens nachgeahmt. 
§ 24. Die Stadt Athen zur Zeit des Perikles. 
1. Allgemeine Einteilung der Stadt. Gleichwie die gesamte Land¬ 
schaft Attika nach ihrer natürlichen Bodenbeschaffenheit sich in drei Teile 
abstuft: in das Bergland, das Binnenland und das Küstenland, ebenso 
teilte sich die Hauptstadt dieser Landschaft, Athen, in drei abgestufte 
Teile: in die obere oder Hochstadt (Akropolis), in die untere Stadt und 
in die Hafenstadt, welche aus drei Häfen bestand. 
2. Die Hafenstadt. Die drei Hafenorte waren vor allem reich an 
Schiffswerften, Docks und Vorratshäusern. Besonders einladend war 
die prächtige lange Halle, welche das Ufer schmückte und aus fünf großen 
Säulengängen bestand. Daran reihten sich weiterhin mehrere Theater, 
die vornehmlich der Erholung und dem Genusse der Matrosenbevölkerung 
gewidmet waren, endlich eine großartige Getreidehalle, im Piräus ge¬ 
legen und von Perikles erbaut. Hier lagen die Proben der Getreide¬ 
sendungen aufgeschüttet, die selbst in den großen Warenlagern auf der 
Westseite des Hafens ruhten. Da lag der Weizen von Südrußland, 
von Lesbos, von Kleinasien, vom Nil, von den Ebenen Siziliens und 
Süditaliens, wie aus dem heißen Barkaslande. 
3. Weg zur Stobt. Eine breite, wohlgepflasterte Straße führte 
nach dem zwei Wegstunden entfernten Athen. Zur Linken derselben zog 
sich die gewaltige Mauer dahin, welche 4 m breit und 10 m hoch die eine 
Seite des starken Befestigungswerkes bildete, das Athen und seinen 
Piräushafen zu einer einzigen Festung vereinigte. 
Inmitten zahlreicher Häuser und öffentlicher Anlagen tummelte 
sich hier auf der großen Verkehrsstraße ein reges Menschengewühl her¬ 
wärts nach den Häfen, hinwärts nach der Stadt, dem Markte und der 
weitragenden Akropolis, zu Fuß, zu Wagen und zu Pferde. Dort sah 
man zahlreiche Träger mit Lasten, hier Karren mit Pferden oder Eseln 
bespannt, die mit allerhand Ware, Gemüse und Obst beladen waren; 
zur Zeit der Hauptbauten gewahrte man lange Züge von Lastwagen 
und Lasttieren, die Baustoffe aller Art herbeischleppten. 
4. Der Marktplatz, a) Der Hauptmarkt der Stadt war das erste 
Ziel aller Fremden, gleichviel woher sie kommen mochten. Denn er war 
der Tummelplatz des öffentlichen Verkehrs. Hier durfte der Fremde 
auch hoffen, dem Gründer der Größe Athens, Perikles, selbst zu begegnen 
und ihn von Angesicht zu Angesicht zu schauen; denn Perikles begab 
sich tagtäglich auf den Markt. Hier lagen die großen öffentlichen Ge¬ 
bäude: das Rathaus und das Heiligtum der Göttermutter mit einer
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.