Rom unter den Kaisern.
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jüngeren, wenn sie nicht sachlich hörig werden wollten, denn nur der
Besitz eines Gutes machte frei, mußten ins Gefolge, comitatus, der an¬
deren Athelingen treten, mit ihrem Schwert seine Kriege ausfechten und
konnten beim Siege auf ein Stück Land, feudum, Lehn vom Athelm-
aen, rechnen. Die Athelingen aber galten für um so bedeutender, tm\t
qröß-res Gefolge sie hatten. Dies war der Ursprung des Lehnssystems,
das durch die ganze mittlere Geschichte bis weit in die neuere hinem
die Grundlage der europäischen Staatenbildung war. Aus dem Adel
waren die Gaurichter oder Gra v en und die Heerführer äuees genom¬
men; Könige waren anfangs selten und standen erst auf, als in Folge
größerer Eroberungen aus der Mitte der Athelingen einer zu vorzüg¬
licher Macht gelangte. Zu einem allgemeinen Krieg wurde der Heer¬
bann aller Freien aufgeboten. Gewöhnlich wurden aber die Kriege nur
von den Athelingen und ihrem besonderen Gefolge geführt. ^
Die Grundlage der germanischen Religion ist in der isländischen
Edda enthalten. Nach derselben stand über dem ganzen All der All -
fadnr (Allvater), aus dem ein abhängiges Göttergeschlecht mit der
Welt hervorging. Von den Göttern standen voran: Wodan (Odln),
seine Gemalin Frigga (auch Hulda) und seine Söhne Tyr (Ziu),
der Gott des Kriegs und Thorr oder Donar, Gott des Donners.
Andere Götter waren: der Sonnengott Freyr und seine Gemaliu Freya,
die Göttin der Liebe, Gesiona, die Göttin der Unschuld und Sno-
tra, Göttin der Sittsamkeit, der böse Gott Loki, Braga, Gott der
Dichtung und Iduna, Göttin der Jugend und Unsterblichkeit. Diese
Götter, die zwölf Äsen, sind nicht ewig, in einem Weltbrand, Mns-
pilli, werden sie zertrümmert werden, aber Allvater wird eme neue
Welt schaffen, in der die Äsen in den Himmel zurückkehren und nur
die Bösen im Reich der Hela bleiben. Die Seelen der tm Kamps
Gefallenen werden von den Walkyren nach der Walhalla geführt,
wo sie ihre Lieblingsbeschäftigungen auf Erden fortsetzen. ^
Drusus, Stiefsohn des August, suchte in vier Feldzüzen (aus
dem ersten verband er den Rhein mit der Yssel durch den Drusnskanal,
um längs der Küste aus dem Rhein an die Mündung der Ems ^ ge¬
langen) von 12 — 9 v. Chr. das nordwestliche Deutschland vom Rhein
bis zur Elbe zu unterwerfen und drang am weitesten von allen Römern
bis zur Elbe vor, starb aber auf der Rückkehr von seinem vierten
2nge an einem Stnrz vom Pferde. Sein Nachfolger und Bruder Ti-
berius nöthigte Marbod, Fürstender Marcomannen, vom Oberrhem
nach Böhmen zu weichen und wurde nur durch einen Aufstand der
Illyrier von einem Angriff auf ihn abgehalten. Dessen Nachsolger