Full text: Die Alte Welt (Bd. 1)

126 
einen Einfall der Wneter in ihr Gebiet geschreckt, Lösegeld nnd zogen 
unbehelligt ab. 
Das Vorhaben der Plebejer, ans dem zerstörten Rom nach 
dem blühenden Veji ansznwandern, ward durch Kamillus ver¬ 
eitelt und diesem der Ehrentitel „zweiter Stifter der Stadt" 
beigelegt. Der Retter des Kapitoliums, M. Manlius, von seiner 
Wohnung auf der Burg „Kapit oli'nus" zugenannt, wurde wegen 
der Unterstützung, die er den Wünschen und Forderungen der ver¬ 
armten Plebejer angedeihen ließ, des Hochverrats angeklagt und vom 
tarpe'jischen Felsen hinabgestürzt (384). 
§ 11. Aer Kampf der H»leöejer um die Licinischen Gesetze, 376—366. 
Mm der Bedrückung ein Eude zu machen, welche die Plebejer 
auch nach dein Tode des M. Manlius Kapitolinus von den Pa¬ 
triciern zu leiden hatten, verkündigten im Jahre 376 die Tribunen 
K. Lic?nius Sto^lo und L. Se'xtius folgende drei Gesetzes¬ 
vorschläge: 1) sollte von den Schulden das, was an Zinsen bereits 
bezahlt war, in Abzug gebracht und der Rest in gleichen Raten in 
drei Jahren abgetragen werden; 2) sollte jeder römische Bürger 
(auch der plebejische) Anteil am Gemeindeland (ager publicus) 
haben, aber keiner mehr als 500 Morgen (jugera) Landes besitzen 
dürfen; 3) sollte das Konsnlartribunat abgeschafft, das Konsulat selbst 
den Plebejern eröffnet unb eine (stelle desselben immer mit einem 
Plebejer besetzt werden. 
Als die Patricier darauf nicht eingingen, weil sie die ganze 
Summe ihrer Vorrechte bedroht sahen, fügten die genannten Tribunen 
im Jahre 369 als vierten Vorschlag hinzu, daß die sibyllinischeu 
Bücher zehn Männern, zur Hälfte aus Plebejern bestehend, anver¬ 
traut werden sollten. Die Patricier fügten sich diesen Vorschlägen 
erst nach hartnäckigem Widerstände und behielten sich zwei neue 
Magistrate vor, die Prätu'r zur Rechtspflege, deren nur ihr Stand 
kundig war, und die (auf zwei Personen verteilte) kurulische 
Ädilitä^t*) zur Besorgung der Marktpolizei und der Festspiele 
(ludi maximi), welche jährlich zur Feier der wiederhergestellten Ein¬ 
tracht begangen wurden. Doch wurde schon im folgenden Jahre 
bewilligt, daß die Stellen der kurulischen Ädilen jährlich zwischen 
Patriciern und Plebejern wechseln sollten. 
In diese Zeit fällt eine wichtige (vermutlich von Furius Kamillus angebahnte) 
Veränderung im Heerwesen. Die Legion (4—5000 Mann) ward in die leichten 
Plä nkler (rorarii) nnd in drei Treffen (principes, hastati, triarii), unb 
jedes Treffen in 15, später in 10 Mauipeln eingeteilt (daher die Manipnlar- 
legion). Von den 24 Tribunen der Legion wurden feit 362 sechs, seit 311 sechzehn 
von den Tributkomitien, die übrigen vom Feldherrn gewählt. 
Mit der im Jahre 366 erfolgten Wahl des Plebejers L. Sextins 
zum Konsul war die Herrschaft des Adels gebrochen, doch ver- 
*) Die Bezeichnung „kurulisch" war vou der sella curu'lis, d. i. dem 
Amtssessel hergenommen, der ein Vorzug der höheren Magistrate war.
	        
Waiting...

Note to user

Dear user,

In response to current developments in the web technology used by the Goobi viewer, the software no longer supports your browser.

Please use one of the following browsers to display this page correctly.

Thank you.