Full text: Deutsche Geschichte von der Reformation bis zu Friedrich dem Großen (H. 3)

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1. Die Reformation. 
Das große Ereignis, mit dem die Geschichte der neueren Zeit 
beginnt, war die Reformation der Kirche, die durch Luther hervor¬ 
gerufen wurde. 
Martin Luther tmirde am 10. November 1483 als der Sohn 
eines Bauern zu Eisleben in der Grafschaft Mansfeld geboren; er 
besuchte die Schulen zu Magdeburg und Eisenach und studierte dann 
auf der Universität zu Erfurt, wo er, von Glaubenszweifeln geängstigt, 
als Mönch in das Kloster der Augustiner trat. Im Jahre 1508 
wurde er an die neue Universität berufen, die Friedrich der Weise, 
Kurfürst von Sachsen, in seiner Residenzstadt Wittenberg gestiftet 
hatte, und wirkte daselbst als Professor und Prediger mit großem 
Erfolge. Auf einer Reise nach Rom, die er einige Jahre später im 
Aufträge seines Ordens unternahm, sah er mit eigenen Augen, wie 
tief das Papsttum in weltliche Bestrebungen verstrickt war. Schon 
damals hatte er durch eifriges Studium der Bibel einen Glauben 
gewonnen, der von der herrschenden Kirchenlehre abwich; aber zu 
einem öffentlichen Hervortreten wurde er erst durch den Ablaßhandel 
bewogen. 
Papst Leo X. hatte, um die Mittel für den Prachtbau der neuen 
Peterskirche in Rom aufzubringen, einen Erlaß der Sünden ausge¬ 
schrieben, wobei er sich auf die Meinung stützte, Christus und die Hei¬ 
ligen hätten einen Schatz von guten Werken zusammengebracht, der 
den bußfertigen Sündern für Geld abgelassen werden könne. Für 
Norddeutschland hatte er den Handel mit diesem Ablaß dem Erzbischof 
von Mainz übertragen, der die Hälfte des Gewinnes für sich behalten 
sollte. Die Ablaßkrämer, die dieser Kirchenfürst in das Land schickte, 
forderten von den Gläubigen zwar auch Reue und Buße, aber vor 
allem Geld. Der schamlose Handel erregte natürlich Anstoß und 
Ärgernis, und als einer dieser Händler, der Mönch Tetzel, in der 
Nähe von Wittenberg seine Ablaßbriefe wie ein Marktschreier feil bot,
	        
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