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mit Frankreich, den er voraussehen konnte, es nicht mit dem Papste
verderben. Als er im Jahre 1521 zu Worms einen glänzenden
Reichstag hielt, ließ er Luther unter dem Versprechen freien Geleites
dorthin laden, und Luther folgte dieser Einladung furchtlos. Vor dem
Kaiser und den versammelten Fürsten verteidigte er seine Lehre frei¬
mütig und fest, und schloß mit den Worten: „Ich mag und will
nichts widerrufen, weil wider das Gewissen zu handeln beschwerlich,
unheilsam und gefährlich ist. Gott helf' mir, Amen."
Auf der Heimreise nach Wittenberg wurde Luther, bald auch in
des Reiches Acht erklärt, auf Veranlassung (Friedrichs des Weisen,
der ihn jeder Verfolgung entziehen wollte, im Thüringer Walde über¬
fallen und auf die Wartburg bei Eisenach gebracht. Dort lebte er
fast ein Jahr lang verborgen als Junker Georg und arbeitete an seiner
Bibelübersetzung, dem edelsten Werke, das er seinem Volke geschenkt
hat. Als aber in Wittenberg durch die Überstürzung unruhiger
Menschen, die alle kirchlichen Einrichtungen mit Gewalt beseitigen
wollten, eine gefährliche Verwirrung entstand, kehrte er dorthin zurück
unb stellte durch ernste Predigt die Ordnung wieder her. Doch in
anderen Gegenben brachen schlimmere Unorbnnngen aus: in ber Stabt
Mühlhausen in Thüringen riß Thomas Münzer, ein überspannter
Schwärmer, die Herrschaft an sich, und in Schwaben rotteten sich
die Bauern zu einem furchtbaren Aufstande zusammen, der sich ver¬
heerend bis nach Thüringen verbreitete. Luther erkannte wohl, daß
die Greuel dieses Bauernkrieges sein Werk gefährden mußten, unb
ermahnte baher energisch zur Bekämpfung ber Aufrührer, bie im Jahre
1525 überall ben Waffen ber Fürsten erlagen unb vernichtet wurden.
Ebenso erging es später den Wiedertäufern, die zu Münster in
Westfalen unter Führung eines Schneiders, Johann von Leyden,
ein tolles und tyrannisches Regiment führten und alle christliche Sitte
mit Füßen traten.
Doch wurde die Ausbreitung der evangelischen Lehre durch
diese Stürme nicht gehindert: der Kurfürst Johann von Sachsen,
der Landgraf Philipp von Hessen und andere Fürsten und Reichs¬
städte führten die Reformation ein; im Jahre 1525 wurde der Ordens¬
staat Preußen durch ben Hochmeister Albrecht von Branben-
burg ber neuen Lehre zugeführt unb zugleich in ein erbliches