Full text: Lebensbilder aus der Vaterländischen Geschichte und Deutsche Sagen

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Doch gestattete er den Frauen, am andern Morgen die belagerte Stadt 
zu oerlassen und das Liebste, was sie hätten, mitzunehmen. Am andern 
Morgen zogen die Frauen aus der Stadt, und jede trug ihren Gatten 
auf dem Rücken. Der Kanzler wollte diese List nicht gelten lassen und 
erklärte, so wäre das Wort des Kaisers nicht gemeint gewesen. Der 
Kaiser aber ließ sie ruhig ziehen und sagte: An einem Kaiserworte soll 
nicht gedeutelt werden. So erzählt eine schöne Sage. 
Kaiser Konrad III. regierte im 12. Jahrhundert. 
Die Weiber von Minsperg. 
Der erste Hohenstaufe, der König Kottrab, lag 
ITTit Heeresmacht vor winsxerg feit manchem langen (Lag; 
Der Welse war geschlagen, noch wehrte sich bas Nest; 
Die unverzagten Stäbter, die hielten es noch fest. 
Der Hunger kam, ber Runger, das ist ein fcharfer Dorn; 
Nun suchten sie bte (Suade, nun fanben sie ben Zorn. 
„Ihr habet mir erschlagen gar manchen Degen wert, 
Und öffnet ihr bie Tore, so trifft euch boch bas Schwert." 
Da fittb bie Weiber kommen: „Unb muß es also fein, 
Gewahrt uns freien Abzug, wir sind vom Blute reinl" 
Da hat sich vor den Armen bes selben Zorn gekühlt; 
Da hat ein fanft (Erbarmen im Herzen er gefühlt. 
„Die Weiber mögen abziehst, und jebe habe frei, 
was sie vermag zu tragen unb ihr bas Liebste fei; 
Laßt ziehn mit ihrer Bürde sie ungehindert fort, 
Das ist des Königs Meinung, das ist des Königs wort." 
Und als der frühe Morgen im (Dsten kaum gegraut, 
Da hat ein seltnes Schauspiel vom Lager man geschaut; 
(Es öffnet leise, leise sich das bedrängte Tor; 
(Es schwankt ein Zug von Weibern mit schwerem Tritt hervor. 
Tief beugt die Last sie nieder, die auf dem Nacken ruht; 
Sie tragen ihre (Eh’herrit — das ist ihr liebstes Gut. 
„Halt an die argen Weiber]" ruft drohend mancher wicht; 
Der Kanzler spricht bedeutsam: „Das war die Meinung nicht." 
Da hat, wie er’s vernommen, der fromme Herr gelacht: 
„Und war es nicht die Meinung, sie haben’s gut gemacht; 
Gesprochen ist gesprochen, das Königswort besteht, 
Und zwar von feinem Kanzler zerdeutelt und zerdreht." 
So war das Gold der Krone wohl rein und unentweiht. 
Die Sage schallt herüber aus halbvergeff’tter Zeit. 
Im Jahr elfhundertvierzig, wie tch’s verzeichnet fand, 
Galt Königswort noch heilig im deutschen Vaterland. 
Adalbert von Lhamisso. 
Kaiser Friedrich Barbarossa. 
Zu den großen Kaisern des Mittelalters gehört auch Friedrich 
Barbarossa. Barbarossa ist ein italienisches Wort und bedeutet Rot¬ 
bart. Mit den Italienern hat Kaiser Friedrich viele Kämpfe auögesochten.
	        
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