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Dieselbe erhielt ihren Abschluß mit dem Besuche der Hochschule zu Bonn
(1850—52), wo der Prinz durch sein anspruchsloses und leutseliges Wesen
title Herzen gewann.
2. Familienleben. Am 25. Januar 1858 vermählte sich Prinz
Friedrich Wilhelm mit Viktoria, Prinzeß Royal von Großbritannien und
Irland (geb. am 21. Nov. 1840). Gegenseitige Liebe hatte den Herzens¬
bund geschlossen, und selbst am Berliner Hofe, wo unter Wilhelm I. auf
Etikette viel gegeben wurde, vermochte das junge Ehepaar seine innige Liebe
nicht immer unter den steifen Formen zu verbergen. Vollständig wurde das
Familienglück durch die Geburt von vier Söhnen und vier Töchtern.
Von den Söhnen starben zwei in jugendlichem Alter. Die noch lebenden
Kinder sind: Kaiser Wilhelm II., Prinzessin Charlotte von Sachsen-
Meiningen, Prinz Heinrich, Prinzessin Viktoria von Schaumburg-Lippe,
Kronprinzessin Sophie von Griechenland und Prinzessin Margarete von
Hessen.
3. Kriegstaten. Im deutschen Kriege von 1866 führte der nun¬
mehrige Kronprinz die II. Armee und entschied nach mehreren kleineren
Erfolgen durch sein rechtzeitiges Eingreifen die Schlacht bei Königgrätz.
Im französischen Kriege befehligte er die dritte Armee und damit sämtliche
süddeutsche Truppen. Diese gewannen den stattlichen preußischen Kron¬
prinzen, welcher herzgewinnende Leutseligkeit und Heiterkeit mit ritterlicher
Kühnheit verband, bald lieb. Nach den Siegen bei Weißenburg und
Wörth war „unser Fritz" der erklärte Liebling nicht bloß seiner Soldaten,
sondern des ganzen deutschen Volkes. Auch bei Sedan und vor Paris
kämpfte er ruhmreich mit. Zur Anerkennung seiner glänzenden kriegerischen
Leistungen ernannte ihn sein Vater zum Generalfeldmarschall.
4. Friedensjahre. Nach Beendigung des Krieges widmete sich der
Kronprinz ganz den Werken des Friedens. Als Protektor der könig¬
lichen Museen sorgte er mit liebevollem Verständnisse für die Bereicherung
der Kunstsammlungen; die Ausgrabungen in Olympia und die Anlage der
Museen für Kunstgewerbe und Völkerkunde in Berlin wurden wesentlich
durch ihn veranlaßt. Die kunstsinnige Kronprinzessin nahm an diesen
-Bestrebungen ihres Gemahls lebhaften Anteil. Umgekehrt fand sie in ihrer
ausgedehnten Tätigkeit für das gemeinnützige Vereinsleben, namentlich für
Arbeiterkolonien und Fortbildungsschulen, warme Unterstützung bei dem
Kronprinzen. Im Familienleben dauerte das herzliche, gemütvolle Ver¬
hältnis fort. Den Höhepunkt häuslichen Glückes bezeichnete der im ganzen
Reiche festlich begangene 50. Geburtstag des Kronprinzen (18. Okt. 1881) und
die Geburt des jetzigen Kronprinzen Wilhelm (6. Mai 1882). „Vier Kaiser."