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7- Religion und Sitte.
Den bewunderungswürdigen Fortschritten des menschlichen Geistes, wie
wir sie oben geschildert haben, steht leider kein gleicher Fortschritt auf dem
Gebiete des religiösen und sittlichen Lebens zur Seite. Im Gegenteil hat
in den höheren Ständen der gesteigerte Wohlstand eine bedenkliche Genu߬
sucht hervorgerufen, welche viele dem christlichen Glauben und der guten
Sitte entfremdet. Auch die Arbeiterbevölkerung, welcher durch Wort und
Schrift Haß gegen Kirche und Staat gepredigt wird, ist großenteils eine
Beute des Unglaubens geworden. Unerschütterlich aber, ein Fels in bran¬
denden Fluten, steht die katholische Kirche da inmitten der Umwälzungen
unserer Tage. Unterstützt von dem treuen katholischen Volke, welches ein¬
mütig um seine Priester und Bischöfe sich schart, entfaltet sie eine überaus
segensreiche Wirksamkeit: durch religiöse Vereine aller Art schützt sie den
gefährdeten Glauben ihrer Kinder, durch die mannigfaltigsten Wohlfahrts¬
einrichtungen mildert sie das harte Los der Armen, unermüdlich wirkt sie für
die Versöhnung der arbeitenden Klassen mit den Besitzenden.
Merkstoffe.
1815—1866. Der Deutsche Bund.
1830. Julirevolution in Frankreich.
1840—1861. Friedrich Wilhelm IV.
1848. Februarrevolution in Frankreich; Unruhen in Deutschland.
1852. Napoleon III. wird Kaiser der Franzosen.
1861. Wilhelm I. besteigt den preußischen Thron.
1864. Zweiter schleswig-holsteinscher Krieg; Erstürmung der Düppeler
Schanzen am 18. April.
1866. Der deutsche Krieg; Schlacht bei Köuiggrätz am 3. Juli.
1867—1871. Der Norddeutsche Bund.
1870/71. Der deutsch-französische Krieg; Sieg bei Sedan am
1. September.
1871. Wiedererrichtung des Deutschen Reiches am 18. Januar; Friede
zu Frankfurt a. M. am 10. Mai.
1888. Kaiser Wilhelm I. stirbt am 9. März; Kaiser Friedrich III.
regiert bis zum 15. Juni; Thronbesteigung Wilhelms II.
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