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von Manteuffel geführt wurde, nicht aber für den Großherzog
von Mecklenburg, welcher mit einem neuen Corps am 20. ein
bäuerisches Bataillon bei Seibottenreut zersprengte und am 31.
Nürnberg besetzte. — (In Italien siegten die Oesterreicher unter
Erzherzog Albrecht bei Custozza am 25. Juni und zur See bei
Lissa unter Tegethoff am 21. Juli.)*)
70. Welches waren die nächsten Folgen der preußischen Siege?
Am 2. August erging von Preußen an die süddeutschen
Staaten die Einladung zu Friedensunterhandlungen in Berlin,
doch wurden diese mit jedem Staate einzeln geführt. Am 13.
schloß Württemberg, am 17. Baden, am 22. Baiern, am 23.
Oesterreich (zu Prag), am 3. September Hessen - Tarmstadt,
am 21. Oktober Sachsen Frieden mit Preußen. Dieses war
entschlossen, einen norddeutschen Bund zu gründen, demselben mußte
Hessen-Darmstadt für sein Fürstentum Oberhessen, sowie Sachsen
vertreten. Baiern verlor das Bezirksamt Gersfeld und das
Landgericht Orb (79 Quadratmeilen mit 33,000 Einwohnern)
an Preußen, zahlte 30 Millionen Gulden und mußte ebenso wie
die andern Südstaaten ein Schutz- und Trutzbündniß mit Preußen
eingehen. Oesterreich erkannte die Auflösung des deutschen
Bundes und die Gründung des norddeutschen Bundes, die Ein¬
verleibung Hannovers, Kurhessen's, Nassau's und Frankfurts an,
verzichtete auf seine Rechte auf Schleswig-Holstein, welches eben¬
falls eine preußische Provinz wurde, gab seine Zustimmung zu
emer neuen Gestaltung Deutschlands, von dem es ausgeschlossen
wurde. (Die von Frankreich in Nikolsburg übernommene Ver¬
mittlerrolle zahlte Oesterreich mit Venetien, welches von Frank¬
reich an Italien abgetreten wurde.) Am 24. August löste sich
der deutsche Bundestag zu Augsburg auf. Am 24. Februar
1867 wurde der erste Reichstag des norddeutschen Bundes eröffnet.
Krieg von 1870—1871.
1. Welche auswärtige Macht nahm am meisten Anstoß an der
Stiftung des norddeutschen Bundes, und auf welche letzte Ver¬
anlassung hin kam es zum Krieg?
m Machtstellung Preußens seit 1866 erregte im höchsten
Grade die Empfindlichkeit Napoleons III. und des französischen
Volkes und erweckte auf's neue das Verlangen nach „natürlichen
Grenzen , als welche man dort das linke Rheinufer auffaßte.
*) diesem Krieg von 1866 kamen zum erstenmale die Bestimmungen
oer „Genfer Konvention" zur Anwendung".