§ 8. Gewässer.
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Nebenflüssen zusammen ein Flußsystem. Das Land, von dem alles
Regen- und Quellwasser einem und demselben Flusse zufließt, ist sein
Flußgebiet. Die Grenze zwischen verschiedenen Flußgebieten heißt die
Wasserscheide. Sie ist manchmal ein Gebirgskamm, liegt aber oft auch
in der Ebene.
0) Im Oberlauf, d. h. dem Flußteil, der nahe der Quelle liegt,
pflegt das Gefall bedeutender zu sein als im Mittellauf. Hier vermag
der Strom trotz der durch Nebenflüsse mehr und mehr angeschwellten Wasser¬
mengen oft schon nicht mehr, seine gröberen Sinkstoffe fortzuschlemmen, und
im Unterlauf setzt er sie in noch stärkerem Grade ab. Durch sie erhöht
sich das Flußbett, bekommt Untiefen, die schließlich als Flußinseln,
Werder, aus dem Wasser schauen. Am beträchtlichsten ist diese Ablage¬
rung an der Mündung, die der Strom sich durch Sandbänke, Barren,
häufig so verstopft, daß er die Mündungsstelle verlegen muß. Dabei
verzweigt er sich manchmal in zwei oder mehrere Mündungsarme, zwischen
denen das von ihm geschaffene Schwemmland liegt. Diese Art der Mün¬
dung nennt man Delta. Umgekehrt greift dafür das Meer oft in die
Mündung tief ein, so daß der Fluß in starker Verbreiterung mündet;
dann entsteht ein Mündungstrichter.
à) Im Oberlauf nützt die oft gewaltige Kraft, die durch das rasche
Gefäll der Bäche entwickelt wird, dem Menschen zum Antreiben von Mühl¬
rädern. Schiffbar wird der Fluß erst bei vermindertem Gefäll und
vermehrter Waffermasse. Deshalb ist er im Oberlauf meist nur flößbar,
d. h. benutzbar zur Beförderung des Holzes in Gestalt von Flößen.
Höchstens gestattet der Oberlauf Talfahrt, d. i. Fahrt stromabwärts,
fast nie Bergfahrt, d. i. Fahrt stromaufwärts. Im Mittel- und Unter¬
lauf wird der Nutzen des Flusses für den Verkehr immer größer, doch
für den Betrieb von Wasserrädern immer geringer. Da die Wassermasse
der Flüsse mit den Jahreszeiten wechselt, bei der Schneeschmelze bei¬
spielsweise und nach langwährendem, heftigem Regen steigt, bei lang¬
anhaltender Trockenheit dagegen sinkt, erleidet Schiffahrt wie die Ver¬
wertung des Wasserrades manchmal Unterbrechungen. Durch Talsperren,
d. i. Einbauten in das Bett und Tal des Oberlaufes, versuchen deshalb
die Menschen den zu kräftigen Abfluß zu hemmen, um durch das auf¬
gespeicherte Wasser den Abfluß in trockenen Zeiten zu mehren. Der Ge¬
fahr der Userüberschwemmung begegnen sie durch Deiche, d. i. Dämme,
längs des Flusses, die bei Hochwasser das Land vor Überschwemmung
schützen sollen. Künstlich angelegte Wasserstraßen heißen Kanäle. Sie
dienen meist der Schiffahrt, führen manchmal aber auch aus zu nassen
Teile des
Flusses.
Nutzen der
Flüsse.