Full text: Geschichtsauszug für die mittleren Klassen höherer Lehranstalten

Neuere Geschichte. 57 
7. Der dreißigjährige Krieg, 1618—1648. 
1. Periode. Der böhmisch-pfälzische Krieg, 1618—1623. 
Als die protestantischen Einwohner der Orte Klostergrab 
und Braunau, gestützt auf den Majestätsbrief, Kirchen 
erbauen, erklären der Erzbischof von Prag, unter welchem 
Klostergrab stand, und der Abt von Braunau, welchem 
Braunau gehörte, die Städte hätten hierzu kein Recht, 
sondern nur die Stände. Der Kaiser befiehlt hierauf 
die Einstellung des Baues, gleichwohl setzen die Prote¬ 
stanten denselben fort. Nun läßt der Erzbischof von 
Prag die Kirche zu Klostergrab niederreißen und die zu 
Braunau schließen. Auf die Kunde hiervon berufen die 
protestantischen Defensoren die protestantischen Stände 
zu einer Versammlung in Prag. Hier wird eine Be¬ 
schwerdeschrift an den Kaiser aufgesetzt und zugleich eine 
neue Zusammenkunft verabredet, um die Antwort des 
Kaisers zu vernehmen. Ein kaiserliches Schreiben an 
die Statthalter zu Prag enthält jedoch keine Antwort 
auf die Beschwerdeschrift der Stände, sondern befiehlt 
diesen nur, ihre Versammlung aufzulösen und sich ruhig 
zu verhalten. Nun verbreitet sich das Gerücht, der 
Kaiser wisse gar nichts von der Antwort, sie sei zu 
Prag von den kaiserlichen Statthaltern abgefaßt worden. 
In Folge dessen dringen am 
23. Mai 1618 Abgeordnete der protestantischen Stände unter dem Grafen 
Matthias von Thurn, bewaffnet und in zahlreicher 
Begleitung, in das Schloß zu Prag; sie verlangen zu 
wissen, ob einer von den Räten Anteil an der Abfassung 
des kaiserlichen Schreibens habe, und werfen nach kur¬ 
zem Wortwechsel die Herren Martinitz und Slawata 
nebst ihrem Geheimschreiber Fabricius durch die 
Fenster hinab in den Schloßgraben. Hierauf setzen die 
Stände eine Regierung von 30 Direktoren ein, vertrei¬ 
ben die Jesuiten und stellen unter dem Grafen von 
Thurn eine bewaffnete Macht auf. Die Union sendet 
Hilfe unter dem Grafen Ernst von Mansfeld. Die 
kaiserlichen Truppen, welche in Böhmen einrücken, wer¬ 
den von Mansfeld und Thurn geschlagen, 
1619 Kaiser Matthias stirbt unter Verhandlungen mit den Auf¬ 
ständischen. Graf Thurn vor Wien. Erzherzog Ferdi¬ 
nand, durch seinen Mut und die Ankunft des Kürassier¬ 
regiments Dampierre gerettet, geht nach Frankfurt, 
wo er zum Kaiser gewählt wird. Die Böhmen dagegen 
wählen den Kurfürsten Friedrich V. von der Pfalz, 
das Haupt der Union, zu ihrem König. 
1619—1637 Ferdinand II. 
Ferdinand verbindet sich mit Maximilian von Baiern, 
mit Spanien und dem Kurfürsten Johann Georg von 
Sachsen. Maximilian von Baiern geht mit dem Heere
	        
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