Object: Vaterländische Geschichte

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arten in Zünfte (Schlächter, Bäcker, Brauer usw.), die sich streng abgeschlossen 
hielten und die gemeinsamen Angelegenheiten ihres Gewerbes gewissenhaft 
wahrnahmen. Um die verfertigten Waren leicht verkaufen zu können, wurden 
Märkte eingerichtet. Durch den Handel vermehrten sich der Reichtum und 
die Macht der Städte; so sagte man, Augsburg sei die reichste Stadt^der Welt, 
und ein Nürnberger Bürger wohne besser als der König von Schottland. 
Manche Städte erreichten es, daß sie nicht mehr unter ihrem Landesherrn, 
sondern unmittelbar unter dem Kaiser standen und so die Freien Reichs 
städte bildeten, wie Nürnberg, Goslar, Frankfurt a. M. 
Bildung und geselliges Leben. Während die Kloster- und Domschulen 
ihre Zöglinge besonders für den geistlichen Stand vorbereiteten, sorgten die 
Bürger für Einrichtung von Stadtschulen, in welchen die Knaben im Lesen, 
Schreiben und Latein unterrichtet wurden. Auf die Schulbildung der Bürger¬ 
mädchen legte man in jener Zeit noch geringen oder gar keinen Wert. — Oft 
erschienen in der Stadt auch sogenannte fahrende Leute, zu welchen Spiel¬ 
leute, Gaukler, Bärenführer und allerlei Künstler gehörten. Diese Personen 
galten damals als rechtlos; doch wo sie sich zeigten, fehlte es nicht an Zu¬ 
hörern und Zuschauern/ die an den dargebotenen Künsten und Schaustellungen 
ihr Vergnügen hatten. Sehr beliebt waren die Schützenseste. 
27. Die Hansa und das Gerichtswesen. 
Die Hansa« Als später die Raubritter alle Landstraßen und Flüsse 
unsicher machten, wurden sie ein großes Hindernis für deu Handelsverkehr. 
Auf dem Meere aber trieben Seeräuber ihr Wesen und beraubten oft die 
Handelsschiffe. Selbst der deutsche Kaiser konnte ihrem Treiben nicht wirksam 
entgegentreten. Da verbanden sich (1241) die beiden reichen und mächtigen 
Städte Hamburg und Lübeck miteinander und unterhielten aus ihre Kosten eine 
bewaffnete Macht, den Handelsverkehr zu schützen. Bald gesellten sich noch 
andere Städte dazu, und es wurde ihre vereinigte Macht so stark, daß sie es 
mit dem stärksten Feind zu Wasser und zu Lande aufnehmen konnten. Diefe 
Vereinigung aber nannte man Hanfa (Bund). Der Hanfabuud erklärte sogar 
dem Könige von Dänemark den Krieg und belagerte dessen Hauptstadt Kopen¬ 
hagen. Später, als schon mehr für öffentliche Sicherheit gesorgt war, trat 
eine Stadt nach der andern aus dem Bunde. Endlich blieben nur noch die 
drei Städte: Hamburg, Lübeck und Bremen darin, welche den Namen Hansa- 
städte bis auf den heutigen Tag führen. Dreihundert Jahre lang stand die 
Hanfa auf der Höhe ihrer Macht. 
Gesetze. Die Sicherheit des Lebens und Eigentums war im Mittel¬ 
alter oft in Gefahr. Kaiserliche Verordnungen drangen nicht immer ins Volk. 
Doch hatte Deutschland im dreizehnten Jahrhundert zwei geschriebene Gesetz¬ 
bücher, und zwar den Schwabenspiegel und Sachsenspiegel. Ersterer 
galt für Süddeutschland, letzterer für Sachsen. Mit diesen Gesetzen kam das 
alte deutsche Rechts- und Gerichtswesen in Abnahme, und das römische Recht 
trat an dessen Stelle. In Westfalen behauptete sich jedoch das altdeutsche 
Gerichtswesen uoch sehr lange. Dies war das Gericht der Freien, wie es 
noch zu Hermanns Zeit bestand und sich allmählich zum Femgericht entwickelte. 
Die Femgerichte. Vom zwölften bis fünfzehnten Jahrhundert gab 
es ein weit und breit gefürchtetes Gericht, „die heilige Feme." Ihr Haupt¬ 
fitz, „Oberster Freistuhl" genannt, war zu Dortmund in Westfalen. Die 
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