Contents: Lehrbuch der Geschichte für realistische Mittelschulen

Urgeschichte der Menschheit. XV 
scheide) weit fortgeschritten; man findet hübschgeformte Töpfe, Becher und 
Krüge. 
Eine besondere Abart der Psahlbandörfer sind die Herramaren in 
Ober- und Mittelitalien, die auf trockenem Boden standen, aber ebenfalls auf 
Pfahlrosten errichtet waren zum Schutze gegen etwaige Überschwemmungen, 
z. B. des Po. In die jüngere Steinzeit gehören auch die auf den Höhen 
angelegten Niederlassungen, die mit riesigen Steinwällen umschanzt 
waren; letztere findet man noch zahlreich im Elsaß, wo sie „Heidenmauern", 
und in Österreich, wo sie einfach „Steinwälle" heißen. Da sie in der Regel 
zu Beerdigungszwecken dienten, nennt man sie in Norddeutschland „Hünen- 
gräber" und im skandinavischen Norden „Riesenstuben". 
Ein gewaltiger Fortschritt in der Kultur war die Erfindung der Kunst, 
durch Schmelzen, Gießen und Schmieden die Metalle aus den Erzen zu 
gewinnen und zu bearbeiten. Zuerst scheint man das Kupfer hergestellt 
zu haben; bald jedoch mischte man es mit Zinn und erzielte dadurch die 
schöne und haltbare Bronze, von der das zweite Hauptzeitalter der Kultur 
den Namen Z5ronzezeit erhielt. In dieselbe gehören die Anfänge der sämt- 
lichen alten Kulturnationen, der Ägypter, Babylonier, Assyrer, Griechen und 
Römer, wie die Ausgrabungen beweisen, besonders die zu Mykenä in 
Südgriechenland und zu Pergamum oder Troja an der Nordwestküste 
Kleinasiens. (Auf derselben Stufe standen ferner noch die Jnkas in Peru 
und teilweise schon die Azteken in Mexiko, als sie von den Spaniern 
unterworfen wurden.) In diesem neuen Kulturzeitalter verschwinden nach 
und nach die Steinwaffen und -geräte. Man schmiedet Äxte der ver- 
schiedensten Form, ferner Schwerter, Messer und vor allem Meißel; daneben 
Leuchter, Nadeln, Spangen, Arm- und Fußringe und sonstige Schmuckgegen- 
stände; zu letzteren verwendet man mitunter auch Gold-, Silber und 
sonderbarerweise auch Eisen, das aber anfangs sehr teuer war. Daraus 
würde sich auch erklären, daß in alter Zeit das Eisen als Münze galt (ver- 
gleiche das sagenhafte eiserne Geld der Spartaner). 
Die Form der menschlichen Ansiedelungen war noch im allgemeinen die 
gleiche wie in der jüngeren Steinzeit; doch dürften bei der Weiterentwicklung 
der Menschen von Jägern und Fischern zu Hirten und Ackerbauern die 
hölzernen Blockhäuser auf dem festen Lande und in wärmeren Ländern 
die Zelte häufiger geworden sein. Indes haben sich von diesen naturgemäß 
keine Überbleibsel erhalten. Also sind wir auch für die Bronzezeit vor allem 
auf die Psahlbaudörser als Fundgruben von Überresten angewiesen. Doch 
erscheinen diese Dörfer jetzt bedeutend größer, sind ein gutes Stück weiter in 
den See hineingebaut und viel wohnlicher ausgestattet als diejenigen der 
Steinzeit. Eine der interessantesten und reichhaltigsten Bronzezeitansiedelungen 
hat man bei Hall statt im Hallstätter See (Salzkammergut in Österreich) 
gefunden, so daß man die jüngere Bronzezeit kurzweg auch die Kassgätter 
Kulturperiode nennt. Charakteristisch für diese Zeit ist die fein gearbeitete 
Sicherheitsnadel (Fibel), mit der die aus Wolle oder Leinwand ge- 
fertigten Gewänder zusammengehalten wurden, während in der älteren Zeit 
nur die einfache Nadel im Gebrauche war. Die Töpferei ist hochentwickelt 
und verrät bereits die Anfänge des Kunsthandwerkes. Auch der Handel 
muß schon weit verbreitet gewesen sein, denn man findet im Hallstätter See
	        
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