Makedonien.
er kannte Philipp und den einzigen Weg, ihm zu begegnen: „Ver¬
bündet euch mit Theben, ehe es auch hiefür zu spät ist!" Er selbst
übernahm die Führung einer Gesandtschaft nach Theben.- seine hin-
reißende Rede gewann auch diese Erbfeinde Athens und erfüllte sie
mit dem todesmutigen Entschluß, an der Seite der Athener zu
kämpfen und zu sterben für das gemeinsame Vaterland.
338 5. Auf böotischem Boden, bei C h är o n e i a, erfolgte die Unglücks¬
schlacht. Demosthenes focht mit als einfacher Kriegsmann. Die Bäche
flössen rot von Blut. Mann für Mann lag Thebens vornehme Jugend
hingemäht. Griechenlands Freiheit war verloren, aber feine Ehre
strahlte so hell wie je.
Mit Heldenmut trug Athen sein Schicksal. Es erwies seinem viel
angefeindeten Staatsmann die Auszeichnung, daß er auf die Ee-
fallenen die Trauerrede halten durfte: die Grabrede auf das Volk
der Hellenen und seine Freiheit.
3. Der junge Alexander.
1. Als Kriegsherr der Makedonier und Griechen wollte Philipp
den Perserkrieg wieder aufnehmen. Da fiel er durch Meuchelmord.
336 Die Zügel ergriff fein zwanzigjähriger Sohn Alexandros.
öeinc Geburt war mit mehreren Siegesnachrichten zusammen¬
gefallen; angeblich in derselben Nacht steckte Herostratos aus Ehr-
sucht den Artemis-Tempel zu Ephesus in Brand, und die Weissager
verkündeten, ein Licht sei aufgegangen, das ganze Morgenland zu
erleuchten. Philippos ließ feinen Kronprinzen mit anderen vornehmen
Knaben gemeinsam aufs beste erziehen; in eigenhändigem Schreiben
bat er den Philosophen Aristoteles, seine Ausbildung zu voll-
enden. Sein Leben lang verehrte Alexander den Lehrer, der ihn in
die griechische Bildung eingeführt hatte; er ließ seine thrakische Heimat¬
stadt Stageiros, die Philipp gleich vielen anderen zerstört hatte,
wieder aufbauen. Kräftig und gewandt bändigte der Knabe
den Hengst BukephalKs; in jugendlichem Ehrgeiz klagte er bei einer
Siegesnachricht: „Mein Vater wird alles erobern und mir nichts
übrig lassen." Bei Ehäroneia gab er den Ausschlag.
2. Kaum im Besitz der Krone, ließ er sich von den Griechen als
Kriegsherrn gegen die Perser ausrufen. Nachdem er seine Staaten
geordnet, trat er den Rachezug gegen Persien an.
Alexander der Große. V 2 4—4 3.
27
4. Vom Strymon bis in die Sahara.
1. Im Frühjahr 334 überschritt Alexander den Hellespont zu
Schiff; mitten im Meeresarm opferte er Poseidon und den Nereiden
einen Stier und einen Weiheguß aus goldener Schale. Wie einst
Xerres, pilgerte er nach Ilion; er bekränzte das Grab Achills,
welchen das Königshaus seinen Ahnen zuzählte wie Herakles.
Am Gr an: kos, einem „Wässerlein", das zum Marmara-Meere
fließt, errang Alexander seinen ersten Sieg. Er selber focht hier wie
in allen Schlachten tapfer mit; über seinem Haupte schwang ein per¬
sischer Großer schon den Säbel, als ihm Kleitos (Elitus) den Arm
samt der Schulter weghieb.
2. Nun zog der König an der Meeresküste südwärts; das Winter-
lager nahm er im Innern des Landes. Die jungvermählten Offi¬
ziere und Soldaten durften den Winter in der Heimat verleben. Im
Herzen Kleinasiens holten sie dann das Heer wieder ein, bei Gordian.
Dort in der Königsburg stand ein uralter Wagen, der einer Weis¬
sagung gemäß den zwiespältigen Phrygern einst einen König und
Schiedsrichter gebracht hatte: Midas, den Sohn des Bauern Gordios.
An das Gefährt knüpfte sich das Orakel, wer feine verschlungenen
Baststricke löse, solle König von Asien werden. Da durchhieb Alexander
den ,,gordischen Knoten" mit dem Schwerte.
Eilig ging's nun weiter nach Süden. Heiß vom Marsche, stürzte
sich der König unweit Tarsos in den klaren, kalten Kydnosfluß.
Plötzlich sank er unter; bewußtlos wurde er herausgetragen. Angst
und Jammer erfüllte das Heer. Der Arzt Philippos aber erbot
sich, ihn rasch zu heilen. Alexander trank die von ihm bereitete
Mischung, während er ihm ein Schreiben seines Feldherrn Parmenion
überreichte, das ihn vor dem Arzte warnte. Sein Vertrauen ward
belohnt: nach wenigen Tagen trat er wieder vor seine jubelnden
Truppen. Es war die höchste Zeit.
3. Denn mit gewaltigen Heeresmassen kam ihm König Da-
reios III. entgegen. Bei Issus griff ihn Alexander an und schlug
ihn nach heißem Ringen. Darms entfloh, seinen Wagen preisgebend
samt Purpurmantel, Bogen und Schild. In seinem Zelte fand man
seine Mutter und seine Gemahlin, zwei Töchter und einen un-
erwachsenen Sohn. Alexander ließ die Frauen über das Schicksal
des Großkönigs beruhigen; am nächsten Tage soll er sie selbst besucht